Vier deutsche Diözesen warten auf einen neuen Oberhirten

Bischöfe gesucht

Veröffentlicht am 17.03.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
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Bild: © KNA
Bistümer

Bonn ‐ Die Deutsche Bischofskonferenz hat seit vergangener Woche mit dem Münchner Kardinal Reinhard Marx einen neuen Vorsitzenden. Doch in der katholischen Kirche sind noch weitere Spitzenposten zu besetzen. Derzeit sind hierzulande vier Bischofsstühle vakant - in Erfurt, Freiburg, Köln und Passau wartet man gespannt auf einen neuen Oberhirten. Katholisch.de gibt einen Überblick.

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Bistum Erfurt

Mächtig trohnt der Dom über der Erfurter Altstadt. Doch einen Diözesanbischof hat die Kathedrale schon länger nicht mehr als Hausherr. Fast 18 Monate wartet das Bistum Erfurt schon auf einen neuen Oberhirten. Seit Papst Benedikt XVI. am 1. Oktober 2012 den Rücktritt von Bischof Joachim Wanke annahm, leitet Reinhard Hauke als Diözesanadministrator die Geschäfte des thüringischen Bistums. Dies sei ein "Wackelgefühl", sagte er Ende Februar im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Denn Grundsatzentscheidungen, die den künftigen Bischof binden oder in seinen Rechten beeinträchtigen, darf ein Diözesanadministrator nicht fällen.

Doch noch ist nicht absehbar, wann Erfurt tatsächlich einen neuen Bischof bekommt. Bis Ostern werde es wohl nicht mehr klappen, sagte Hauke dem MDR. Grundlage für die Besetzung des Erfurter Bischofsstuhls ist das Preußenkonkordat von 1929. Demzufolge schicken das Domkapitel des Bistums sowie die Bischöfe der anderen Diözesen im Geltungsbereich des Konkordats Listen mit geeigneten Kandidaten an den Vatikan. Unter Würdigung dieser Listen benennt der Papst drei Personen, aus denen das Domkapitel den neuen Bischof wählt. Die thüringische Landesregierung kann bei "Bedenken politischer Art" Einwände gegen die Wahl erheben.

Das Bistum Erfurt in Zahlen

Gründung: 1994Fläche: 12.000 QuadratkilometerKatholiken: 152.000 (= 7 Prozent der Gesamtbevölkerung im Bistum)

Erzbistum Freiburg

Robert Zollitsch steht zwar noch an der Spitze des Erzbistums - allerdings nicht mehr als Erzbischof. Am 17. September 2013 hat Papst Franziskus den Rücktritt Zollitschs angenommen ; gleichzeitig ernannte er ihn zum Apostolischen Administrator. Damit vertritt sich der 75-Jährige an der Spitze der zweitgrößten deutschen Diözese für eine Übergangszeit selbst. Grundlage für die Ernennung des neuen Erzbischofs ist das Badische Konkordat von 1932. Auf der Suche nach einem neuen Oberhirten hat das Freiburger Domkapitel bereits im Dezember eine Liste mit Kandidaten an den Apostolischen Nuntius in Berlin geschickt. Unter Würdigung dieser Liste benennt der Vatikan drei Kandidaten - darunter muss mindestens ein Priester aus der Erzdiözese selbst sein -, aus denen das Domkapitel den neuen Erzbischof wählt.

Das Erzbistum Freiburg in Zahlen

Gründung: 1827Fläche: 16.229 QuadratkilometerKatholiken: 1,95 Millionen (= 41 Prozent der Gesamtbevölkerung im Bistum)

Erzbistum Köln

In der Gruppe der vakanten Bistümer ist Köln noch neu. Erst seit 28. Februar - dem Tag, an dem Papst Franziskus den Rücktritt von Kardinal Joachim Meisner annahm - ist der Bischofsstuhl im Kölner Dom unbesetzt. Nach dem Ende der Ära Meisner bestimmte das Domkapitel den bisherigen Generalvikar Stefan Heße zum Diözesanadministrator ; parallel begann die Suche nach einem neuen Erzbischof. Wie im Bistum Erfurt gelten dafür die Bestimmungen des Preußenkonkordats (siehe oben). Der Posten des Kölner Erzbischofs ist eines der lukrativsten Ämter, das die katholische Kirche in Deutschland zu vergeben hat. Schließlich gilt die rheinische Erzdiözese als besonders mächtig. Außerdem war das Amt des Kölner Oberhirten im vergangenen Jahrhundert immer mit der Kardinalswürde verbunden.

Das Erzbistum Köln in Zahlen

Gründung: um 313Fläche: 6.181 QuadratkilometerKatholiken: 2,07 Millionen (= 38 Prozent der Gesamtbevölkerung im Bistum)

Bistum Passau

Es ist - jedenfalls gemessen am Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung - das katholischste Bistum Deutschlands. Doch einen Diözesanbischof hat das Bistum Passau schon seit 1. Oktober 2012 nicht mehr an seiner Spitze. Damals nahm Papst Benedikt XVI. den Rücktritt von Bischof Wilhelm Schraml an, ernannte ihn gleichzeitig jedoch für eine Übergangszeit zum Apostolischen Administrator. Seit 2. September 2013 ist diese Periode vorbei: Nach dem endgültigen Rückzug Schramls leitet derzeit der frühere Generalvikar Klaus Metzl als Diözesanadministrator das ostbayerische Bistum.

Für die Ernennung des Passauer Bischofs gelten die Bestimmungen des Bayerischen Konkordats von 1924. Danach ernennt der Papst den Bischof frei. Allerdings ist das Kirchenoberhaupt verpflichtet, nur einen Kandidaten auszuwählen, der auf einer der regelmäßig an den Vatikan geschickten Kandidatenlisten steht. Solche Listen werden von den bayerischen Bischöfen und den Domkapiteln alle drei Jahre und unabhängig von konkreten Vakanzen nach Rom übermittelt. Zuletzt gab es Gerüchte, dass die Ernennung des neuen Passauer Bischofs kurz bevorstehe. Laut einer Regionalzeitung soll Salesianerpater Stefan Oster Favorit für den Posten sein.

Das Bistum Passau in Zahlen

Gründung: 739Fläche: 5.442 QuadratkilometerKatholiken: 483.650 (= 85 Prozent der Gesamtbevölkerung im Bistum)

Von Steffen Zimmermann