Trotz Rückgang: Zweithöchste Zahl an Kirchenaustritten
Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche in Deutschland ist 2020 um 18,8 Prozent gesunken. Wie die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am Mittwoch mitteilte, traten 221.390 Menschen aus der Kirche aus, im Vorjahr waren es noch 272.771 Austritte. Trotz des Rückgangs ist die Zahl der Kirchenaustritte die zweithöchste überhaupt. Insgesamt machen die Katholiken mit 22.193.347 Kirchenmitgliedern 26,7 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Die Kirchensteuereinnahmen gingen um etwa 5 Prozent von 6,8 Milliarden auf 6,5 Milliarden Euro zurück.
Der Vorsitzende der DBK, Bischof Georg Bätzing, betonte den Einfluss der Pandemie auf die Entwicklungen: "Wenn wir heute die Statistik des Jahres 2020 vorlegen, dann sind diese Zahlen ein drastisches Spiegelbild dessen, wie sich die Corona-Pandemie auf das Leben in unseren Gemeinden auswirkt." Der Gottesdienstbesuch ging 2020 auf 5,9 Prozent der Katholiken zurück, im Vorjahr waren es noch 9,1 Prozent. Die Zahl der Trauungen gingen auf gut 11.000 zurück (2019: 38.500), die Taufen sanken auf 104.600 (2019: 159.000) und die Erstkommunionen auf 140.000 (2019: 166.500). Leicht gestiegen ist die Zahl der Beerdigungen auf 236.500 (2019: 234.000). Neu aufgenommen wurden 4.358 Menschen (2019: 5.339).
Pastorale Mitarbeiter fast konstant auf sinkendem Niveau
Die Zahl der pastoralen Mitarbeiter blieb bei leicht sinkender Zahl etwa konstant. 12.565 Priester (2019: 12.983), davon 6.303 Pfarrseelsorger, 3.245 ständige Diakone (2019: 3.335), 3.244 Pastoralassistenten und -referenten (2019: 3.267) sowie und 4.426 Gemeindeassistenten und -referenten (2019: 4.499) waren in den deutschen Bistümern tätig. Es fanden 67 Priesterweihen statt, davon elf von Ordenspriestern.
Positiv hob Bätzing hervor, dass trotz der Verschiebung viele Feiern dennoch stattfinden konnten. "Die Kirche war auch in der Pandemie gerade an den Wegmarken im persönlichen Leben für viele Menschen präsent." Zugleich hob er allerdings hervor, dass die Kirche eine "tiefgreifende Erschütterung" erlebe, wie sich an der Zahl der Kirchenaustritte zeige. "Viele haben das Vertrauen verloren und möchten mit dem Kirchenaustritt ein Zeichen setzen. Wir nehmen das sehr ernst und müssen uns dieser Situation offen und ehrlich stellen und Antworten auf die Fragen geben, die an uns gerichtet werden", so der DBK-Vorsitzende. Dazu gehöre an erster Stelle die gründliche Aufarbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs, außerdem die Frage nach Macht und Gewaltenteilung in der Kirche. "Ich wünsche mir sehr, dass der Synodale Weg seinen Beitrag dazu leisten kann, neues Vertrauen aufzubauen", so Bätzing weiter.
Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat am Mittwoch ihre Kirchenstatistik veröffentlicht. Die Entwicklungen der Zahlen verlaufen dort ähnlich. Die Zahl der Kirchenaustritte sank ebenfalls um 18 Prozent. Die Kirchensteuereinnahmen gingen bei der EKD 2020 um 5,4 Prozent zurück. (fxn)