Vorwürfe gegen früheren Generalvikar
Bereits 1981 sei Kaspar gegen die Veröffentlichungen des autobiografischen Buches "Prügel vom lieben Gott" des ehemaligen Heiminsassen Alexander Markus Homes juristisch vorgegangen und habe die Verbreitung als Dokumentation durch eine einstweilige Verfügung verhindert. Ein Strafverfahren gegen Homes wegen übler Nachrede sei damals eingestellt worden; allerdings habe das Buch nur mit dem Zusatz "literarisch verfremdet" erscheinen dürfen, berichtet die "Zeit". 2013 habe Kaspar dann eingestehen müssen, dass die Missbrauchsvorwürfe des Autors nicht frei erfunden waren.
Zeit: Kaspar soll Heimgeld für Kunst genutzt haben
Im vergangenen Jahr erschien laut Zeitung eine Studie zu Gewalt und sexuellem Missbrauch in Aulhausen, die belegte, dass in der katholischen Einrichtung jahrelang Behinderte misshandelt wurden. Der Untersuchungszeitraum bezog sich jedoch auf die Zeit vor 1970. Am Donnerstag soll nun das Ergebnis einer neuen Untersuchung vorgestellt werden. Nach der Ablösung Kaspars als Generalvikar im Oktober 2013 schaltete das Vincenzstift zur endgültigen Aufklärung der Missstände eine Hotline, in der ehemalige Heimkinder von ihren Erlebnissen auch nach 1970 berichten konnten. Nach deren Auswertung sollen auch in der Amtszeit Kaspars als Heimdirektor Kinder misshandelt worden sein.
Weiter berichtet die "Zeit", dass Kaspar "hohe Summen" aus einem Fonds für das Behindertenheim benutzt habe, um Kunstkäufe zu tätigen. Einige angekaufte Objekte soll er demnach in seiner privaten Wohnung aufgestellt haben.
Auch Tebartz-van Elst äußerte Vorwürfe gegen Kaspar
Vergangene Woche hatte Tebartz-van Elst in seiner Stellungnahme zum Prüfbericht einen Teil der Verantwortung für das Finanzgebaren Kaspar zugeschoben. Mit Blick auf den Vorwurf, der Limburger Bischof habe Mitwirkungsrechte der Kontrollgremien missachtet, verwies er auf seinen damaligen Generalvikar. Er selber sei kein Fachmann auf dem Gebiet der kirchlichen Verwaltung, so Tebartz-van Elst. Kaspar habe als einziger einen umfassenden Einblick in die Vermögensstruktur des Bischöflichen Stuhls gehabt. Er sei für das Vorgehen verantwortlich .
Tebartz-van Elst erklärte zugleich, Kaspar habe seit seinem Amtsantritt 2009 zahlreiche Kompetenzen wie die des Bischöflichen Ökonoms und das Anlagegeschäft an sich gezogen. Beim Bau des Bischofshauses habe er den Wechsel vom zweiten zum dritten Architekten "wesentlich betrieben". Auch die umstrittene Kunstausstattung habe Kaspar wesentlich beeinflusst und ohne die Kenntnis des Bischofs Mobiliar erworben.
Frankfurter Stadtdekan fordert weniger Macht
Mit Johannes zu Eltz meldet sich ebenfalls in der "Zeit" eine führende Persönlichkeit im Bistum Limburg zu Wort. Der Frankfurter Stadtdekan fordere eine Entmachtung des katholischen Klerus und eine Einschränkung der Bischofsmacht, meldete die Zeitung vorab. "Die klerikale Ära ist vorbei. Die Amtskirche, wie wir sie kennen, ist erledigt", zitiert ihn die "Zeit". "Bei uns nehmen die Menschen die Machtverhältnisse nicht mehr als gegeben hin. Sie finden es unerträglich, wenn die Hierarchie in offenem Widerspruch zum Evangelium handelt", so zu Eltz in dem Interview .
Der Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche wegen, müssten Priester von "Pracht und Macht und all den anderen Ersatzbefriedigungen unabhängig" sein. Seiner Meinung nach sei Limburg kein Einzelfall, sondern stehe für ein Systemproblem. "Es gibt eine dunkle Seite der katholischen Macht- und Prachtentfaltung, die an Unglauben grenzt", sagte der Frankfurter Stadtdekan.
"Bischof war kein Wüterich"
Daneben übt der ehemalige Berater des Bischofs Kritik an Tebartz-van Elst und auch Selbstkritik: "Der Bischof war kein Wüterich, er hatte Manieren und ein gewinnendes Auftreten. Aber das war nur der Samthandschuh um die Stahlkralle." Zu Eltz gesteht auch seine Mitschuld am Bauskandal ein: "Wir haben zu viel geschwiegen. Da war ich dabei." Aus dem Untersuchungsbericht zu Limburg gehe hervor, dass es auf kritische Anfragen oft keine Antwort gab. "Da haben wir nur die Faust in der Tasche geballt." (luk/KNA)