Blumen statt Verwesung

Mariä Himmelfahrt: Ein kleines Osterfest mitten im Hochsommer

Veröffentlicht am 15.08.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Wie kann man das in Worte fassen, was Christen nach ihrem Tod erhoffen? Das Fest Mariä Himmelfahrt hat einen Weg gefunden – und drückt es durch die Blume aus. Sie stehen für ein Leben in Fülle und gegen die Verwesung.

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Manchmal ist es hilfreich, etwas sprichwörtlich durch die Blume zu sagen. Das kann zum Beispiel verhindern, dass man einem anderen Menschen wehtut oder ihn verletzt. Denn manches muss einmal gesagt werden, aber es kommt eben immer darauf an, wie man es dem anderen beibringt. Durch die Blume gesagt kann man vieles etwas schöner ausdrücken und die Botschaft dabei trotzdem an den Mann oder die Frau bringen.

Am Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel nehmen viele Menschen traditionell Sträuße aus Blumen und Kräutern mit in den Gottesdienst. Es ist ein uraltes Brauchtum, dass am 15. August die Kräuterbuschen geweiht werden.

Die Legende erzählt Folgendes: Als die Apostel auf dem Berg Zion in Jerusalem zusammengekommen waren, um vom Leichnam Mariens Abschied zu nehmen, öffneten sie ihren Sarkophag. Doch darin fanden sie nicht die sterblichen Überreste der Gottesmutter, sondern ein Meer aus bunten Blumen und Kräutern. Maria wurde mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen, so glauben wir. Und statt Verwesung und Tod finden die Apostel in ihrem Sarg das blühende Leben und allerhand Kräuter, deren heilbringende Wirkung Krankheit und Tod vertreibt.

Blumen statt Verwesung

Die bunten Blumen und duftenden Kräuter, welche die Menschen an Mariä Himmelfahrt mit in die Kirchen bringen, sind ein Zeichen für das, was wir miteinander an diesem Tag feiern. Es ist ein kleines Osterfest, mitten im Hochsommer. Denn eigentlich feiern wir nichts anderes als auch an Ostern: dass wir Menschen nämlich nicht im Tod einfach in ein Nichts fallen oder in der ewigen Dunkelheit gefangen bleiben. In unserem Sterben begegnet uns Christus, der auferstandene Herr, der uns zum Leben ruft. Er teilt mit uns sein Leben; der Himmel, in den er aufgefahren ist, ist unsere Wohnung auf ewig.

An Maria – der Gottesmutter – wird exemplarisch deutlich, was unser aller Schicksal ist: dass der Gestank von Verwesung und Tod dem Duft des Lebens weichen muss. Christus, der Urheber und Vollender unseres Glaubens ist, ruft uns zum Leben in Ewigkeit. Das hat Maria als erste der Glaubenden selbst erfahren. Und das ist auch das Schicksal aller, die auf Christus getauft sind und seinen Namen tragen. Deswegen ist Mariä Himmelfahrt unser aller Fest. Wir feiern Maria; aber eigentlich feiern wir uns selbst, weil Christus sein Ostern mit uns teilt.

Mariä Himmelfahrt mit Wolken und Putten
Bild: ©Fotolia.com/Renáta Sedmáková

Ein Gemälde zeigt "Mariä Aufnahme in den Himmel", umringt von Putten.

Es ist schwer, dieses Leben in Fülle, das uns bevorsteht, in Worte zu fassen. Deswegen drücken wir das, was wir feiern, durch die Blume aus: Blumen und Kräuter sind Zeichen für das österliche Leben. Wer sich in diesen hochsommerlichen Tagen in der Natur aufhält, der wird mit ihrer vollen Schönheit und Pracht konfrontiert. Überall blühen die Blumen in buntesten Farben, auf den Äckern und Felder reifen und gedeihen die Früchte, das warme Wetter ist einladend, um die Tage im Freien zu genießen.

Das Leben entfalten

Im Sommer kann sich das Leben entfalten – und zwar in seiner ganzen Schönheit und Freude. Die Schöpfung beschenkt uns mit einer Vorahnung, wie wirkliches Leben aussehen kann. Ein Leben, das sich nicht einschränken oder eingrenzen lässt, ein Leben, das in voller Blüte steht, ein Leben, das duftet und sich von keiner Krankheit und keinem Tod einengen lässt. So ist das österliche Leben, das wir am Tag der Himmelfahrt Mariens feiern.

Sag es durch die Blume: Man kann viele Worte machen, wie denn dieses Leben in Gottes Herrlichkeit einmal aussehen wird. Große Theologen haben sich schon damit beschäftigt und wichtige Traktate dazu verfasst. Aber vielleicht bekommen wir eine noch größere Ahnung davon, wenn wir uns beschenken lassen von der Schönheit und Pracht der Schöpfung. Wenn wir den Duft der Blumen bewusst einatmen, uns der Heilkraft der vielen Kräuter bewusst werden und das Leben betrachten, das sich in der Natur entfaltet.

An Mariä Himmelfahrt feiern wir das Leben. Und es ist gut, dass wir es nicht nur mit großen Worten feiern, sondern dass wir es mit allen unseren Sinnen wahrnehmen. So bekommen wir eine Ahnung davon, wie jenes Leben sein wird, das Gott all jenen bereitet hat, die ihn lieben.

Von Fabian Brand (KNA)