In der Heimat Johannes Paul II. warten alle auf die Heiligsprechung

Die Heimat fiebert mit

Veröffentlicht am 25.04.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Heiligsprechung

Wadowice ‐ Papst-Schlüsselanhänger, legosteingroße Wojtyla-Figuren und gerahmte Bilder mit dem Konterfei von Johannes Paul II: Pani Rozalia betreibt in zweiter Generation einen kleinen Devotionalienladen im südpolnischen Wadowice, dem Geburtsort von Karol Wojtyla, dem späteren Papst Johannes Paul II. "Jeder Pilger will mindestens ein kleines Andenken aus dem Heimatort des Papstes", berichtet die 64-Jährige aus ihrem Geschäftsalltag - "und sei es nur ein kleines Bildchen".

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An diesem Wochenende dürfte der Absatz in ihrem 1948 gegründeten Laden noch einmal steigen. Dann wird in Rom Johannes Paul II. heiliggesprochen, und seine Heimatstadt Wadowice fiebert mit.

Die im April 2005 mit "Santo Subito"-Sprechchören bei der Trauerfeier geforderte sofortige Heiligsprechung erfüllt sich so in Rekordzeit. Bereits wenige Wochen nach dem Tod Johannes Paul II. gab der Nachfolger Benedikt XVI. Grünes Licht für die Eröffnung des kirchlichen Verfahrens zur Seligsprechung, die 2011 erfolgte.

Ausstellung auf 1.000 Quadratmetern

"Das 'Santo Subito' hat sich erfüllt", erklärt Jacek Pietruszka voller Freude. Der Priester ist stellvertretender Direktor des Wojtyla-Geburtshauses, das bereits seit 1984 ein Museum ist. Erst vor wenigen Tagen eröffneten Polens Ministerpräsident Donald Tusk und der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz das Wojtyla-Museum nach langjähriger Sanierung neu. Auf mehr als 1.000 Quadratmetern widmet sich die Ausstellung dem Leben und Wirken des berühmtesten Sohns der Stadt.

Zu sehen ist neben zahlreichem Fotos und Handschriften von Karol Wojtyla auch jene Soutane, die er 1978 in den ersten Tagen nach seiner Papstwahl trug. Großes Aufsehen aber erregt die ausgestellte Pistole des Typs "Browning HP Kaliber 9 Millimeter", mit der der Attentäter Ali Agca im Mai 1981 auf den Papst schoss und ihn schwer verletzte. Allerdings ist die Waffe kein Dauerausstellungsstück: Italiens Justizministerium lieh sie zunächst für drei Jahre an das Museum aus.

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Pani Rozalia betreibt in zweiter Generation einen kleinen Devotionalienladen im südpolnischen Wadowice.

Public Viewing zur Heiligsprechung

In den ersten Tagen war der Andrang auf die Ausstellung sehr hoch. Klaudia Malangora hat den Besuch daher noch nicht geschafft. Noch verteilt die 22-Jährige auf dem Marktplatz vor der Basilika von Wadowice Handzettel, die die zahlreichen Touristen zu den "päpstlichen Cremetörtchen" in ein Cafe locken sollen. Bei seinem Besuch 1999 in seiner Heimatstadt beichtete der Papst öffentlich, er sei ein Liebhaber jener kalorienreichen Sünden aus Blätterteig und Vanillecreme. Seitdem boomt der Verkauf der "kremowki papieskie" bei den mehr als ein Dutzend entstandenen Konditoreien.

"Mit dem Papst wurde Wadowice auf einen Schlag weltbekannt", sagt die junge Mutter mit Stolz. Zusammen mit anderen jungen Gläubigen will sie am Vorabend der Heiligsprechung zur Nachtwache vor der Basilika kommen. Zu den Festgottesdiensten und dem Public Viewing der Heiligsprechung werden auf dem Johannes-Paul-Platz - wie auch zur Seligsprechung vor drei Jahren - Tausende Besucher erwartet.

Unterschiedliche Meinungen zur Veröffentlichung der Tagebücher

Während in Wadowice die meisten Bewohner hinter der Heiligsprechung stehen, weckt sie im 40 Kilometer entfernten Krakau Kontroversen. Umstritten war zuletzt die Veröffentlichung der geistlichen Tagebuchaufzeichnungen von Johannes Paul II. durch seinen einstigen Privatsekretär und heutigen Krakauer Erzbischof, Kardinal Stanislaw Dziwisz. Der Papst hatte eigentlich in seinem Testament verlangt, dass seine privaten Aufzeichnungen verbrannt werden.

Zu den Verteidigern der Herausgabe der Tagebücher zählt Artur Sporniak, Redakteur der liberalen katholischen Zeitschrift "Tygodnik Powszechny". "Der Papst war eine Person der Zeitgeschichte. In seinem Testament wird er gemeint haben, die Aufzeichnungen mit Abstand zu seinem Tod zu publizieren", glaubt Sporniak. Neun Jahre seien ein guter Abstand - gerade wenn sie mit einem so wichtigen Ereignis wie der Heiligsprechung zusammentreffen.

Von Markus Nowak (KNA)

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