Standpunkt

Auch die Kirchen sollten vor dem Wählen der AfD warnen

Veröffentlicht am 13.09.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ 60 jüdische Organisationen warnen davor, bei der Bundestagswahl der AfD die Stimme zu geben. Ein richtiger und wichtiger Schritt, den auch die Bischofskonferenz und das ZdK gemeinsam mit den anderen Kirchen tun sollten, kommentiert Burkhard Hose.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

In der vergangenen Woche haben 60 jüdische Organisationen im Vorfeld der Bundestagswahl in einer gemeinsamen Erklärung davor gewarnt, die AfD zu wählen. Es ist ungewöhnlich, dass sich eine Religionsgemeinschaft parteipolitisch derart deutlich und grundsätzlich zu Wort meldet. Anlass für diese Warnung ist nicht nur die endlose Reihe von bewusst inszenierten Tabubrüchen, antisemitischen Stereotypen und Relativierungen der Shoa durch AfD-Funktionärinnen und -Funktionäre. Die jüdische Gemeinschaft setzt sich auch dagegen zur Wehr, dass die Partei immer wieder behauptet, sie sei die eigentliche "Schutzmacht" für jüdisches Leben in Deutschland. In der Erklärung heißt es dazu: "Juden dienen im Programm der AfD einzig und allein dazu, den antimuslimischen Ressentiments der Partei Ausdruck zu verleihen".

Ähnliches lässt sich aber auch im Verhältnis der AfD zu den christlichen Kirchen feststellen, wenn die rechtsradikale Partei von "christlicher Leitkultur" spricht und damit eigentlich meint, dass für Muslime in Deutschland  überhaupt kein Platz sei. Es ist gut, dass auch aus den christlichen Kirchen immer wieder deutliche Stimmen zu hören sind, die sich kritisch mit dem Hass und der Spaltung auseinandersetzen, die von der AfD ausgehen. Mit Menschen, die aus welchen Gründen auch immer mit dem Gedanken spielen, der AfD bei der Bundestagswahl ihre Stimme zu geben, muss man reden und sie noch kurz vor der Wahl zu überzeugen versuchen. Rassistische, antisemitische und andere menschenfeindliche Inhalte aber dürfen in einer Demokratie nicht zur Diskussion gestellt werden. Man muss sie benennen und ausgrenzen. Dies genau haben die 60 jüdischen Organisationen in beinahe prophetischer Sprache getan.

Wünschenswert wäre, dass sich die Bischofskonferenz und das ZdK an der Initiative der älteren Glaubensgeschwister orientieren und am besten gemeinsam mit den anderen christlichen Konfessionen eine ebenso deutliche Erklärung verabschieden.

Von Burkhard Hose

Der Autor

Burkhard Hose ist Hochschulpfarrer in Würzburg.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider.