Neues Parlament wurde gewählt

Diese engagierten Christen sitzen im neuen Bundestag

Veröffentlicht am 27.09.2021 um 14:05 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Der neue Bundestag ist gewählt – und einige prominente christliche Gesichter werden künftig fehlen. Andererseits haben es verschiedene engagierte Katholiken und Protestanten in das Hohe Haus geschafft. Eine Übersicht über Zu- und Abgänge.

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Bei allen Fragen, die nach der Bundestagwahl derzeit noch unbeantwortet sind, ist eines zumindest schon klar: Dem neugewählten Parlament gehören erneut zahlreiche engagierte und prominente Christen an. Gleichzeitig werden einige bekannte Katholiken und Protestanten  – entweder weil sie den erneuten Sprung in das Hohe Haus verpasst haben oder gar nicht mehr zur Wahl angetreten waren – künftig nicht mehr auf den blauen Sitzen im Plenum Platz nehmen. Katholisch.de gibt einen Überblick über das "christliche" Personal der im künftigen Bundestag vertretenen Parteien:

SPD

Für die SPD, die zum ersten Mal seit 2002 wieder stärkste Kraft bei einer Bundestagswahl geworden ist, ist Kerstin Griese, die langjährige Beauftragte der Bundestagsfraktion für Kirchen und Religionsgemeinschaften, erneut in das Parlament eingezogen. Griese, die auch Mitglied in der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und im Rat der EKD ist, gelang über die Landesliste Nordrhein-Westfalen der Sprung in den Bundestag. Über die Landesliste Baden-Württemberg zog zudem der derzeitige Religionsbeauftragte Lars Castellucci in das Parlament ein; ob er auch in der neuen Legislaturperiode das Amt des Beauftragten innehaben wird, ist noch unklar.

Nicht mehr im Bundestag vertreten sind die beiden prominenten Katholikinnen Barbara Hendricks und Andrea Nahles. Hendricks, die auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist, trat nicht mehr zur Wahl an, das ehemalige ZdK-Mitglied Nahles hatte sich bereits im Laufe der zu Ende gegangenen Legislaturperiode aus der Politik zurückgezogen und ihr Bundestagsmandat aufgegeben. Ebenfalls nicht mehr für die SPD im Parlament vertreten ist der evangelische Theologe Christoph Matschie, der wie Hendricks nicht mehr angetreten war. Den erstmaligen Sprung in den Bundestag verpasst hat Matthias Katsch. Der Sprecher der Missbrauchsbetroffeneninitiative "Eckiger Tisch" verlor den Kampf um das Direktmandat im Wahlkreis Offenburg gegen den bisherigen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble.

Bild: ©KNA (Archivbild)

Nicht mehr dabei: SPD-Politikerin Barbara Hendricks.

CDU/CSU

Die Union ist der große Verlierer der Bundestagswahl – dementsprechend hoch ist auch die Fluktuation bei den bekannten katholischen und evangelischen Abgeordneten. Den erneuten Einzug in das Parlament für CDU und CSU geschafft haben die ZdK-Mitglieder Monika Grütters, Mechthild Heil und Annegret Kramp-Karrenbauer. Kulturstaatsministerin Grütters gewann das Direktmandat in Berlin-Reinickendorf; Heil, die auch Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) ist, gewann das Direktmandat im rheinland-pfälzischen Ahrweiler; die bisherige Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer zog über die saarländische Landesliste in das Parlament ein. Direktmandate errangen auch der Unions-Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften, Hermann Gröhe (Wahlkreis Neuss I), und Markus Grübel (Wahlkreis Esslingen), der in der zu Ende gegangenen Legislaturperiode der erste Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit war. Über die jeweiligen Landeslisten zogen zudem der Vorsitzende des Kardinal-Höffner-Kreises der Unionsfraktion, Christian Hirte, und Philipp Amthor in den Bundestag ein. Amthor hatte sich im Dezember 2019 katholisch taufen lassen und ist seit Sommer 2020 Mitglied im Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin. Nach vier Jahren Pause erneut den Sprung in das Parlament geschafft hat für die Union außerdem Hubert Hüppe. Der Katholik war von 2009 bis 2013 Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen und ist stellvertretender Bundesvorsitzender der inoffiziellen Gruppierung Christdemokraten für das Leben (CDL).

Nicht mehr für CDU und CSU im neuen Bundestag vertreten sind dagegen einige prominente Christen, die das Parlament teilweise über Jahre hinweg geprägt haben. Zu ihnen zählen Marie-Luise Dött, Maria Flachsbarth, Heribert Hirte, Volker Kauder und Gerd Müller. Dött, die von 2001 bis 2017 Bundesvorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) war, konnte ihr Direktmandat in Oberhausen nicht gewinnen und zog auch nicht über die nordrhein-westfälische Landesliste in den Bundestag ein. Hirte, der zweimal das Direktmandat im Wahlkreis Köln II gewinnen hatte, für diese Wahl von seiner Partei aber nicht mehr aufgestellt worden war, war in den vergangenen Jahren Vorsitzender des Stephanuskreises der Unions-Bundestagsfraktion, der sich für Religionsfreiheit und verfolgte Christen einsetzt. Flachsbarth, seit 2011 Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) sowie ZdK-Mitglied, war ebenso nicht mehr zur Wahl angetreten wie der langjährige Fraktionsvorsitzende Kauder und Entwicklungsminister Müller, der ebenfalls eine Vergangenheit als ZdK-Mitglied hat. Und zuletzt: Auch die wohl prominenteste evangelische Pfarrerstochter der Republik sitzt nach 31 Jahren nicht mehr für die Union im Bundestag: Angela Merkel.

Bild: ©Julia Steinbrecht/KNA (Archivbild)

Wieder dabei: die kfd-Bundesvorsitzende Mechthild Heil.

Grüne

Zu den prominenten Religionsvertretern der erstarkten Grünen zählen Katrin Göring-Eckardt und Konstantin von Notz. Göring-Eckardt, die von 2009 bis 2013 Präses der EKD-Synode war und heute noch Mitglied der Synode ist, zog über die thüringische Landesliste in das Parlament ein; von Notz, der zuletzt das Amt des Beauftragten für Religion und Weltanschauungen der Grünen-Bundestagsfraktion innehatte, über die schleswig-holsteinische Landesliste.

FDP

Für die traditionell eher religionsferne FDP zog der bisherige religionspolitische Sprecher Benjamin Strasser über die Landesliste Baden-Württemberg wieder in den Bundestag ein. Ob der Katholik das Amt auch in der neuen Legislaturperiode ausübt, ist noch unklar. Ebenfalls über die jeweiligen Landeslisten zogen erneut der evangelische Pfarrer Pascal Kober und die ehemalige FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg in das Parlament ein. Teuteberg ist Mitglied der EKD-Synode.

Volker Münz war seit 2017 der religionspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag.
Bild: ©KNA/Harald Oppitz

Volker Münz war seit 2017 der religionspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag.

AfD

Bei der AfD sucht man vergeblich nach prominenteren christlichen Gesichtern. Der bisherige religionspolitische Sprecher Volker Münz schaffte es ebenso nicht mehr in den Bundestag wie der ehemalige CDU-Abgeordnete und Katholik Martin Hohmann.

Linke

Die Linke scheiterte bei der Wahl nicht nur an der 5-Prozent-Hürde (dank drei gewonnener Direktmandate in Berlin und Leipzig schaffte es die Partei allerdings trotzdem in den Bundestag) – sie verlor auch ihre ohnehin wenigen "religiösen" Stimmen. Weder die bisherige religionspolitische Sprecherin Christine Buchholz noch das EKD-Synodenmitglied Friedrich Straetmanns schafften es bei der Wahl am Sonntag wieder in den Bundestag.

Von Steffen Zimmermann