Papst eröffnet Weltsynode: Alle sollen teilnehmen
Zur bevorstehenden Weltsynode der katholischen Kirche hat Papst Franziskus die Kirche zu Einheit, Mut und Engagement aufgerufen. Wenn nicht wirklich alle daran teilnähmen, drohe "die Rede von Gemeinschaft nur fromme Absicht" zu bleiben, sagte er bei der Eröffnungsfeier am Samstagmorgen im Vatikan. Zwar gebe es Fortschritte im Bereich Partizipation; aber "wir können nicht umhin, das Unbehagen und Leid vieler pastoraler Mitarbeiter, der partizipativen Organe in den Bistümern und Pfarreien und der Frauen" zu registrieren, so Franziskus.
Die Versammlung in der vatikanischen Synodenaula eröffnet einen zunächst auf gut zwei Jahre angelegten, mehrstufigen synodalen Prozess mit dem Titel: "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung". Auf diese Weise soll die Kirche einen stärker dialogischen Umgangsstil lernen; konkrete Themen sollen sich erst später ergeben. "Ich sage noch einmal", so Franziskus in seiner Ansprache, "eine Synode ist kein Parlament, keine Meinungsumfrage". Wichtigster Akteur sei der Heilige Geist; "ohne ihn gibt es keine Synode", so der Papst.
Es gehe darum, sich dorthin führen zu lassen, "wohin Gott will und nicht wohin uns unsere Ideen und unsere persönlichen Vorlieben bringen würden", warnte Franziskus. Der Prozess solle "nicht eine andere Kirche" ergeben, sondern eine Kirche, "die verschieden ist", die sich unterscheidet, so das Kirchenoberhaupt unter Berufung auf den französischen Konzilstheologen Yves Congar (1904-1995).
Werde Synodalität ernst genommen, bestehe Chance auf synodale Kirche
Gleichzeitig warnte der Papst davor, den synodalen Prozess bloß formal, rein intellektuell oder starr anzugehen. Als bloß formal durchgeführtes Unternehmen bringe eine Synode keine echten Ergebnisse. Als rein akademische Studiengruppe hingegen drohe sie "den üblichen sterilen ideologischen und parteilichen Fraktionen zu verfallen" und sich vom realen Leben der Menschen zu lösen. Wer hingegen meine, alles müsse bleiben, wie "es immer schon gemacht wurde", nehme die Zeit nicht ernst, "in der wir leben".
Werde Synodalität ernst genommen, indem Menschen sorgsam aufeinander und auf Gottes Stimme hörten, bietet sich laut Aussage des Papstes die Chance, dass die Kirche dauerhaft synodal wird. Synodalität bestehe dann nicht nur aus einzelnen Veranstaltungen. In Ruhe aufeinander zu hören, biete zudem die Chance innezuhalten, sich von pastoralen Ängsten zu befreien. Im Ergebnis könne die Kirche, Geistliche wie Laien, dann wieder näher bei den Menschen leben.
Mit einem "riesigen Puzzle" verglich der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich das geplante Unternehmen. Der Weg, den das Bild am Ende der Kirche vorgeben soll, werde sich erst zeigen, wenn auch bisher vernachlässigte Teile hinzugefügt werden. Also die Erfahrungen jener Menschen, die bisher nicht gehört wurden oder sie nicht äußern wollten.
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Wie Kardinal Mario Grech vom Synodensekretariat betonte Hollerich, noch gebe es keine thematische Agenda. Auch gehe es nicht darum, "Veränderungen zu schlucken, die bereits entschieden sind". Gleichzeitig verwies Hollerich auf die hierarchische Struktur der Kirche. Die Gemeinschaft von Bischöfen und Papst garantiere Katholizität und damit Universalität der Synode, damit diese nicht bloß zu einem Weg von Gleichgesinnten werde.
Grech stellte zudem in Aussicht, das Abschlussdokument der Synodenvollversammlung im Herbst 2023 werde nicht nur dem Papst, sondern allen Bischöfen und Ordensoberen zur Verfügung gestellt. Da der gemeinsame Weg bei ihnen beginnt, sollten auch sie dieses Ergebnis erhalten, um damit weiterzuarbeiten. Der vom Vatikan vorgegebene Fahrplan sieht vor, dass am kommenden Sonntag die Weltsynode in den Bistümern und Ordensgemeinschaft gestartet wird.
Bei der Versammlung berichteten Katholiken aus mehreren Kontinenten von Erfahrungen und Erwartungen. "Bei uns in den USA nehmen viele Frauenorden Synodalität sehr ernst", so die Kanzlerin der Erzdiözese Newark. Sie habe viel gelernt, was sie nun an Pfarreien weitergebe.
Kirche drohe noch bedeutungsloser zu werden
Laut Aussage eines australischen Bischofs stehen Kirche und Gesellschaft vor unsicheren Zeiten. Ohne wirklich synodalen Umgangsstil drohe die Kirche noch bedeutungsloser zu werden. Eine junge Mutter wünschte sich, dass die Kirche die Fähigkeiten ihrer beiden Töchter anerkennen und wirklich nutzen möge.
Als ein Vertreter Europas schlug der Prior der ökumenischen Gemeinschaft von Taize Frere Alois vor, die nun beginnende zweijährige katholische Weltsynode durch eine "große ökumenische Versammlung" quasi zu unterbrechen. Trotz theologischer Differenzen könne ein ökumenisches Aufeinander-Hören und Voneinander-Lernen helfen, Gottes Geist noch besser zu vernehmen. Am Sonntag feiert der Papst im Petersdom zusätzlich eine Messe zum Start des weltweiten synodalen Prozesses.
Der weltweite synodale Prozess dient der Vorbereitung der Generalversammlung der Bischofssynode im Oktober 2023. In mehreren Etappen sollen Überlegungen und Eingebungen aus den einzelnen Diözese in die Bischofsversammlung und damit anschließend auch in das Abschlussdokument einfließen. Die diözesansynodale Phase wird am kommenden Wochenende eröffnet. (cbr/KNA)
09.10.21, 17.25 Uhr: Ergänzt um weitere Stimmen und Details