Vorsitzender der Bischofskonferenz predigte zu Allerheiligen

Bischof Bätzing: Fotos treffen nie die ganze Realität

Veröffentlicht am 01.11.2021 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 

Limburg ‐ "Bilder zeichnen eine eigene Wirklichkeit; sie treffen nie die ganze Realität": Bischof Georg Bätzing hat zu Allerheiligen dazu aufgerufen, stärker die Wirklichkeit wahrzunehmen und sich nicht von Fotos blenden zu lassen.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat die Menschen dazu aufgerufen, stärker die Wirklichkeit wahrzunehmen und sich nicht von Fotos blenden zu lassen. "Bilder zeichnen eine eigene Wirklichkeit; sie treffen nie die ganze Realität", sagte der Limburger Bischof am Montag in seiner Predigt zum Fest Allerheiligen. Es sei deshalb nötig, die Realität eigenhändig und eigenständig wahrzunehmen und zu deuten – als Zeitgenossen, Bürger und Gläubige. Maßstab des Urteilens sollte eine "gesunde Mischung aus solider Information, aus Entscheidungsfreiheit und Wert- und Gewissensbildung sein".

Kaum einmal stimmten Bild und Original ganz überein. "Bilder kaschieren, heben Details hervor, relativieren Makel und Fehler", sagte Bätzing. Immer schon habe die Kunst darin bestanden, das Besondere eines Motivs, einer Person, einer Landschaft positiv zu verstärken. "Heute ist jeder von uns dazu in der Lage, mit den Filtern, die uns die digitale Technik zur Verfügung stellt", so der 60-jährige Bischof.

Wichtig, "möglichst nah ans Original heranzukommen"

Bilder und Fotos zeigten gewöhnlich die Details, die ihr Urheber hervorheben möchte. Dies sei gleichfalls bei Bildern von Heiligen wie Maria, Petrus, Franziskus, Hildegard von Bingen, Edith Stein, Johannes Paul II. oder Katharina Kasper der Fall. "Auch hier gilt: Die Nachwelt hat Bilder gezeichnet, deren Konturen vermutlich klarer, deren Farben bunter, deren Formen weicher, deren Ausdruck kraftvoller sind als die Wirklichkeit", sagte der Bischof.

Das helfe zwar, sich das Lebenszeugnis dieser Menschen einzuprägen. "Aber es hat auch dazu beigetragen, dass sie weiter von uns wegrücken, dass wir sie idealisieren und den Unterschied zu uns selbst vergrößern", betonte Bätzing und fügte hinzu: "Denn für mich selbst weiß ich ja, wie zaghaft, unentschlossen, gebrochen und wenig strahlend oft mein eigener Glaube und mein Handeln sind. Heilig? Für mich kommt das doch gar nicht in Frage. So heißt dann oft die Schlussfolgerung, und das ist auch eine Folge der überzeichneten Bilder von den großen Gestalten unserer Kirche." Darum sei es wichtig, "möglichst nah ans Original heranzukommen". (KNA)