Wohin mit "Golgatha"? Streit um Jesus-Gemälde in Dresden
Wohin mit Jesus? Über diese Frage ist zwischen der Dresdner Bürgerstiftung und dem Maler Christoph Wetzel ein Konflikt entbrannt. Wie die "Sächsische Zeitung" am Mittwoch berichtete, streiten die Stiftung und der Künstler um den Verbleib von Wetzels Gemälde "Golgatha". Das Bild, das den gekreuzigten Jesus vor einer Szenerie des 21. Jahrhunderts zeigt, hatte seit Sommer in der Gedenkstätte Busmannkapelle in der Dresdner Altstadt gehangen, ehe es am Dienstag auf Betreiben der Stiftung abgehängt wurde. Für den Künstler, der unter anderem die Kuppelgemälde in der wiederaufgebauten Dresdner Frauenkirche gemalt hat, ein Affront: "In meinen Augen ist das Diebstahl", sagte er gegenüber der Zeitung. Das Bild sei ohne seine Zustimmung abgehängt worden. Er wisse noch nicht einmal, wo es nun sei.
Die Geschäftsführerin der Bürgerstiftung, Kathrin Sachs, betonte in der Zeitung dagegen, dass mit Wetzel mündlich vereinbart gewesen sei, das Bild nur einige Wochen in der Busmannkapelle auszustellen. Weil das Werk jedoch viele Besucher angelockt habe, habe man sich entschlossen, es länger auszustellen und bis zum Reformationstag in der Busmannkapelle zu belassen. Entsprechend sei das Bild nun aus der Gedenkstätte entfernt und von einer Fachspedition abgeholt und eingelagert worden. Von der Spedition solle es an Wetzel zurückgegeben werden, so Sachs weiter.
Wetzel sieht Rechtsbruch und will vor Gericht ziehen
Das Problem: Laut der "Sächsischen Zeitung" besteht Wetzel darauf, dass Gemälde dauerhaft in der Busmannkapelle zu belassen. Er sehe "Golgatha" als eine Art Lebensinventur, sein Vermächtnis und sein Glaubensbekenntnis. Außerdem sei es das erste Mal, dass ein Werk von ihm so öffentlich in Dresden ausgestellt sei. Die Bürgerstiftung hat den Angaben zufolge aber andere Pläne; sie wünscht sich regelmäßige Wechsel in der Gedenkstätte. Für Wetzel ist das kein Argument: Wer Hand an sein Gemälde lege, brauche seine Zustimmung, sonst begehe er einen Rechtsbruch, so der Künstler. Er wohne in Berlin und habe noch kein Wort davon gehört, wie das Gemälde nun zu ihm gelangen solle, ohne beschädigt zu werden. Weil er vor dem Abtransport nicht gefragt worden sei, wolle er nun vor Gericht ziehen.
Vermitteln will in dem Streit den Angaben zufolge nun der Theologe und frühere DDR-Bürgerrechtler Frank Richter. Er sei überzeugt, dass der Ausstellungsort und das Bild sehr gut zusammengepasst hätten. Es sei zu bedauern, dass es dort nicht mehr ausgestellt werden könne. Laut der Zeitung hat Richter die Beteiligten gebeten, den Streit um das Bild beizulegen. "Mit Jesus soll man keinen Krieg führen", so der Theologe. Er wolle dem Künstler nun bei der Suche nach einem neuen Ausstellungsraum behilflich sein. (stz)
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