"Systemische Dimension" der Taten

Französische Bischöfe erkennen Verantwortung für Missbrauch an

Veröffentlicht am 06.11.2021 um 11:19 Uhr – Lesedauer: 

Paris/Lourdes ‐ Seit Veröffentlichung der Missbrauchsstudie steht die Kirche in Frankreich schwer unter Beschuss. Die Bischöfe haben nun eine institutionelle Verantwortung der Kirche für die Fälle eingeräumt: Den Taten liege eine "systemische Dimension" zugrunde.

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Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Eric de Moulins-Beaufort, hat die institutionelle Verantwortung der Kirche für die Fälle des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen anerkannt. Die Bischöfe hätten bekräftigt, dass den Taten eine "systemische Dimension" zugrunde liege und durch einen "globalen Kontext" ermöglicht worden seien, erklärte der Erzbischof von Reims am Freitag vor Medienvertretern in Lourdes. Seit Dienstag halten die Bischöfe ihre Herbstkonferenz in dem südfranzösischen Wallfahrtsort ab.

Diese doppelte Anerkennung sei eine "wichtige Etappe" gewesen, die den Weg für ein "Werk der Gerechtigkeit und Wahrheit" öffne, so der Erzbischof von Reims. Auf dieser Grundlage wolle die Bischofskonferenz nun weiterarbeiten. Gleichzeitig erneuerten die Bischöfe laut de Moulins-Beaufort ihre Zustimmung zu der bereits bei der Versammlung im März beschlossenen Resolution, die elf Maßnahmen zur Bekämpfung von sexuellem Missbrauch in der Kirche aufführe.

Scharfe Kritik an Bischöfen nach Studienveröffentlichung

Sexueller Missbrauch von Minderjährigen in Frankreich ist das vorherrschende Thema des Treffens. Dieser war in einer Anfang Oktober vorgestellten Studie einer Untersuchungskommission aufgearbeitet worden, die seit 1950 rund 216.000 Opfer sexueller Übergriffe durch Priester und Ordensleute aufführte. Ermittelt worden sind zwischen 2.900 und 3.200 potenzielle Täter. Nimmt man Laien und Kirchenmitarbeiter in kirchlichen Einrichtungen, Schulen, Pfarreien und Katechese hinzu, so kommt die Studie sogar auf geschätzt 330.000 Opfer. Der nach dem Vorsitzenden der Untersuchungskommission, dem früheren Richter Jean-Marc Sauve, benannte Bericht hatte ein großes mediales Echo ausgelöst und zu teils scharfer Kritik an den Bischöfen geführt.

Die Versammlung endet am Montag. Am Freitagnachmittag ist laut Programm noch ein Treffen der Bischöfe mit 130 Vertretern katholischer Laienbewegungen sowie mit Betroffenen von sexuellem Missbrauch geplant. (mal/KNA)