Früherer Passauer Bischof Wilhelm Schraml gestorben
Wilhelm Schraml, emeritierter Bischof von Passau, ist tot. Der Geistliche starb am Montag im Alter von 86 Jahren, wie das Bistum Passau mitteilte. Der gebürtige Oberpfälzer leitete das kleinste Bistum Bayerns von 2002 bis 2013 und verbrachte seinen Ruhestand im oberbayerischen Marienwallfahrtsort Altötting. Noch im Juni hatte Schraml sein Diamantenes Priesterjubiläum gefeiert. Sein Nachfolger im Amt, Bischof Stefan Oster, würdigte Schraml in einer ersten Reaktion als einen Mann, der "den Gekreuzigten und Auferstandenen immer neu und voller Überzeugung in die Mitte seines Denkens, Predigens und Handelns gestellt hat". Für ihn persönlich sei sein Amtsvorgänger auch ein wertvoller Ratgeber gewesen, sagte der Bischof. "Sein unermüdliches Unterwegssein im Bistum, in den Pfarreien und bei den Menschen, ist mir Vorbild."
Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Limburgs Bischof Georg Bätzing, würdigte den Verstorbenen. "Wir sind ihm dankbar für seinen Dienst, der in unserer Konferenz 1986 mit der Ernennung zum Weihbischof im Bistum Regensburg begann", so Bätzing in einem Beileidsschreiben an Oster. Seit Beginn seines bischöflichen Wirkens war Schraml Mitglied in der DBK-Liturgiekommission. "Die Feier einer würdigen Liturgie blieb ihm Zeit seines Lebens ein Herzensanliegen." Bätzing würdigte zudem den Einsatz Schramls als langjähriger stellvertretender Vorsitzender der DBK-Kommission für Ehe und Familie: "Ihm ging es dabei immer um die Verteidigung der Werte von Ehe und Familie." Dabei habe der Bischof Mut gezeigt, sich auch aktiv in die gesellschaftliche und politische Debatte mit einzubringen. "Orientierung am Evangelium, Hoffnung aus dem Glauben und im Dialog mit den Menschen waren Wesenszüge seiner Person und seines Dienstes", so Bätzing.
Als Höhepunkt seiner Amtszeit in Passau bezeichnete Schraml den Heimatbesuch von Papst Benedikt XVI. im September 2006 in Bayern. Dabei machte das damalige Kirchenoberhaupt auch Station in Altötting und seinem Geburtsort Marktl am Inn, die beide auf Passauer Bistumsgebiet liegen. In diesen Orten hat Schraml bleibenden Einfluss auf die Erinnerung an den emeritierten Papst aus Bayern genommen, dem er sehr zugetan war und den er einmal als "Kirchenlehrer" bezeichnete.
Benedikts Geburtshaus zu geistlichem Begegnungszentrum ausgestaltet
In Marktl sorgte Schraml dafür, dass Benedikts Geburtshaus von einer kirchlichen Stiftung erworben und zu einem geistlichen Begegnungszentrum ausgestaltet wurde. In Altötting, das ihm 2015 die Ehrenbürgerwürde verlieh, gehen mehrere Um- und Neubauten auf seine Initiative zurück, darunter die Anbetungskapelle in der ehemaligen Schatzkammer. Diese habe er täglich besucht, erklärte sein früherer Generalvikar Klaus Metzl, inzwischen Stadtpfarrer von Altötting. "Dort möchte er auch bestattet sein."
Schraml stammte aus Erbendorf im Steinwald und wurde 1961 in Regensburg zum Priester, 1986 zum Weihbischof geweiht. 2001 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Passau. Als Schraml zum 75. Geburtstag 2010 pflichtgemäß seinen Rücktritt einreichte, beließ ihn Benedikt XVI. weiter im Amt. Dies wurde als Zeichen besonderer Wertschätzung gedeutet. In den endgültigen Ruhestand entließ den Bischof erst Papst Franziskus drei Jahre später. Da hatte Schraml schon seinen Wohnsitz nach Altötting verlegt.
Schramls Start in Passau stand unter schwierigen Vorzeichen. Um die von einem strukturellen Minus belasteten Bistumsfinanzen zu konsolidieren, schaltete er die Unternehmensberatung McKinsey ein. Für weiteren Konfliktstoff sorgte seine Entscheidung, den Einfluss des Wiener Pastoraltheologen Paul Michael Zulehner im Bistum zurückzudrängen, der von seinem Amtsvorgänger Bischof Franz Xaver Eder gefördert worden war. Durch das katastrophale Hochwasser an Donau und Inn im Juni 2013 war Schraml zum Ende seiner Amtszeit noch einmal stark gefordert. Der Leichnam des verstorbenen Bischofs wird am Abend in die Tilly-Kapelle in Altötting überführt und dort aufgebahrt. Am kommenden Montag wird Schraml in der Altöttinger Anbetungskapelle beigesetzt. Das Requiem in der Basilika Sankt Anna hält Oster. (tmg/KNA)
8.11., 11:50 Uhr: Ergänzt um weitere Details. 14:15 Uhr: Ergänzt um Bätzing. 9.11., 17:05 Uhr: Ergänzt um Begräbnistermin.