Schweiz: Taufen und Trauungen massiv gesunken – Austritte stagnieren
Die Zahl der katholischen Taufen und Trauungen in der Schweiz ist im Corona-Jahr 2020 massiv gesunken. Während 2019 schweizweit noch 17.700 Menschen - mehrheitlich Kinder - getauft wurden, waren es 2020 nur noch knapp 12.000, wie aus am Mittwoch veröffentlichten Zahlen des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts (SPI) in Sankt Gallen hervorgeht. Einen derartigen Abfall der Taufzahlen habe es seit 2012 nicht gegeben, sagte SPI-Leiter Urs Winter dem Portal kath.ch. Bislang bewegte sich der jährliche Rückgang zwischen 200 und 800. Auch die Zahl katholischer Trauungen sank um mehr als 1.000, nämlich von 2.820 (2019) auf 1.629 (2020). In den Jahren zuvor lag das Minus jeweils bei rund 200.
"Wegen der pandemiebedingten Restriktionen konnten Feiern nur noch in kleinstem Rahmen stattfinden", so Winter. Das habe wohl viele bewogen, Taufe oder kirchliche Trauung auf bessere Zeiten zu verschieben. Es könne auch sein, dass Paare nach erfolgter ziviler Hochzeit nun auf eine kirchliche verzichten.
Auch Erstkommunionfeiern und Firmungen wurden demnach vielerorts verschoben und teils 2021 nachgeholt. Dies seien allerdings Entscheidungen der jeweiligen Pfarrei gewesen. Laut SPI-Schätzungen starben 2020 in der Schweiz 29.700 Katholiken, auch bedingt durch die Pandemie bis zu rund 2.500 mehr als in den Vorjahren. Die Zahl der kirchlichen Bestattungen erhöhte sich von knapp 22.000 (2019) auf 24.100 (2020).
Austritte offenbar unbeeinflusst von Corona
Praktisch unbeeinflusst von der Pandemie waren offenbar die Kirchenaustritte. Nach dem "Spitzenjahr" 2019 mit 31.800 Austritten aus der katholischen Kirche waren es im Corona-Jahr 31.400, so die Studie. Drei Jahre zuvor kehrten 20.000 Katholiken ihrer Kirche den Rücken. Mit rund 1,4 Prozent sei die Austrittsrate der Schweiz vergleichbar mit den Werten in Deutschland und Österreich. Laut einer SPI-Prognose wird die Zahl der Katholiken in der Schweiz bis etwa 2030 ungefähr gleichbleiben. Grund dafür sei Migration. Allerdings habe der Anteil der Katholiken an der ständigen Wohnbevölkerung "seit etlichen Jahren stetig" abgenommen, heißt es weiter.
Das Statistikamt geht von einem Bevölkerungswachstum von heute 8,7 auf 9,4 Millionen aus. Setze sich der bisherige Trend in der kirchlichen Entwicklung weiter fort, würde der Katholikenanteil an der Gesamtbevölkerung weiter um rund ein halbes Prozent jährlich sinken, so die Wissenschaftler. Demnach rechnen sie statt drei Millionen Katholiken (2019) für 2030 noch mit 2,9 Millionen Mitgliedern.
Da die Kirchenbindung der Menschen schwächer werde und die Kirche an Rückhalt in der Bevölkerung verliere, zeichnet sich laut der SPI-Studie ein fortlaufender Relevanzverlust der Kirchen ab - auch der reformierten, die eine ähnliche Entwicklung erlebe. Die Prognose werde nur dann eintreten, "wenn die Bedingungen gleichbleiben", so Projektleiter Winter. Sobald es deutlich mehr Kirchenaustritte und Todesfälle als neue Katholiken aus dem Ausland gibt, stimme die SPI-Berechnung nicht mehr. (KNA)