Rückenwind und Zuversicht
In einer bisher nie dagewesenen Breite und Vielfalt seien sich in Regensburg Menschen und Gruppen mit unterschiedlichsten Glaubenswegen und Frömmigkeitsformen begegnet, sagte Glück bei der Abschlusspressekonferenz. Das Treffen sei von "großer Toleranz, aber auch von großer Neugier" aufeinander geprägt gewesen. In dieser Weise könne es beispielhaft für das Miteinander in einer immer pluraler werdenden Gesellschaft werden.
Marx sprach von einem "erfreulichen, Mut machenden Katholikentreffen". Regensburg bringe nach schwierigen Jahren Rückenwind und Zuversicht für die Katholiken und sei ein wichtiger Schritt im innerkirchlichen Dialogprozess, der 2010 nach dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ausgerufen worden war.
Gut besuchte spirituelle Angebote
Der Kardinal verwies zugleich darauf, dass auch die spirituellen Angebote und Gottesdienste gut besucht gewesen seien. "Ich widerspreche allen, die kritisieren, dass die Katholikentage keine geistlichen Ereignisse seien", sagte er. Das Instrument der Katholikentage bewähre sich weiterhin.
Glück räumte ein, dass der Katholikentag erneut gezeigt habe, dass es die großen Massen mobilisierenden Streitfragen in der Gesellschaft derzeit nicht gebe. Trotzdem sei der Auftrag zu gestalten, deutlich geworden. Dies gelte etwa in Bezug auf einen nachhaltigen Lebensstil sowie für einen zukunftsfähigen Weg des Wirtschaftens. Der ZdK-Präsident appellierte an die Christen, den Aufruf von Bundespräsident Joachim Gauck ernst zu nehmen und sich, gerade in die Politik, einzumischen.
In Regensburg sei es außerdem gelungen, einen europäischen Katholikentag zu veranstalten. Das habe sich deshalb verwirklichen lassen, weil die Einladung dazu besonders bei den tschechischen Nachbarn offen aufgenommen worden sei. Die Krise in der Ukraine habe zudem den Blick dafür geschärft, wie notwendig die Besinnung auf die europäischen Werte, auf Selbstbestimmung und Menschenrechte, aber auch auf die Solidarität sei. Das europäische Projekt müsse auch ein Projekt der Ökumene werden, forderte Glück. Dabei komme es auf die Kirchen an, noch deutlicher in ökumenischer Einheit ihren Beitrag für den Frieden zu leisten.
Sehnsucht nach Zusammenwachsen der Kirchen
Bei dem Treffen sei die Sehnsucht nach einem stärkeren Zusammenwachsen der Kirchen erneut spürbar geworden, betonte der ZdK-Präsident. Damit verbinde sich der Auftrag, sich "sehr ernsthaft" auf das Reformationsjubiläum 2017 vorzubereiten. Von den Menschen werde ein deutliches Zeichen der Einheit erwartet. "Diesen Auftrag werden wir ganz sicher auf dem Weg zum nächsten Katholikentag 2016 in Leipzig aufnehmen", kündigte Glück an. Auch Marx bekundete die Bereitschaft der katholischen Bischöfe, beim Reformationsjubiläum mitzuwirken. Es könne ein "sehr guter ökumenischer Weg" werden.
Der 99. Katholikentag, der am Sonntag mit einem Open-Air-Gottesdienst zu Ende geht (10 Uhr Livestream bei katholisch.de), stand unter dem Motto "Mit Christus Brücken bauen". Nach Angaben von Geschäftsführer Martin Stauch kamen mehr als 33.000 Dauerteilnehmer; die Zahl der Tagesgäste belaufe sich wegen des zeitweise schlechten Wetters auf 15.000. Stauch verwies darauf, dass 32 Prozent der Teilnehmer unter 30 Jahre alt gewesen seien. Das bedeute einen Zuwachs an jugendlichen Teilnehmern. Der nächste Katholikentag findet 2016 in Leipzig statt. (stz)