ZdK-Präsidentin Stetter-Karp: "Wir brauchen die Impfpflicht – jetzt"
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hat ihren Aufruf zu einer Impfung gegen das Coronavirus erneuert. Diese bislang freie individuelle Entscheidung müsse nun durch einen klaren politischen Beschluss flankiert werden, betonte Stetter-Karp am Mittwoch. "Wir brauchen die Impfpflicht – jetzt." Die Gesellschaft werde ihre Freiheit nur durch Solidarität zurückgewinnen.
Hinter den derzeitigen hohen Infektionszahlen stünden Menschen, fügte die Präsidentin des Laiengremiums hinzu. "Es geht um ihr Leiden, ihre Isolation, ihr Sterben." Verzichte man weiter auf die Pflicht, sich impfen zu lassen, würden vor allem verletzliche Gruppen unter den Folgen leiden: "Die Älteren, die Kinder, medizinisches Personal, die Pflegerinnen und Pfleger, Menschen mit Vorerkrankungen sind diejenigen, die am stärksten betroffen sind von der Weigerung anderer, ein Impfangebot anzunehmen. Das ist einer solidarischen Gesellschaft nicht würdig."
"Wollen wir Leben teilen? Oder wollen wir Leben preisgeben?"
Die Entscheidung, die getroffen werden müsse, sei im Kern diese: "Wollen wir Leben teilen? Oder wollen wir Leben preisgeben?" Weil diese Frage so klar im Raum stehe, müsse auch die politische Entscheidung zur Impfpflicht kommen. "Wir geben unsere Gemeinschaft preis, unsere solidarischen Werte als Gesellschaft, wenn wir jetzt nicht handeln", erklärte die Sozialwissenschaftlerin.
Die Freiheit sei ein hohes Gut, das bislang gegen eine Impfpflicht angeführt worden sei. "Aber diese Freiheit ist nicht mehr wirklich da. Sie ist uns durch die massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens verloren gegangen. Und sie ist nur zurückzugewinnen, wenn sich nun alle impfen lassen, bei denen medizinisch nichts dagegensteht", mahnte Stetter-Karp. Sie zeigte sich zudem dankbar dafür, dass sich das ZdK in dieser Debatte mit evangelischen Verbänden einig wisse.
Zuletzt hatten sich in der Kirche die Stimmen gemehrt, die eine allgemeine Impfpflicht gegen das Coronavirus befürworten. Mit Blick auf die sich immer weiter zuspitzende Lage zeigten sich mehrere Moraltheologen und Sozialethiker offen für eine Einführung. Die deutschen Bischöfe hatten am Montag die Impfung als moralische Pflicht bezeichnet, sich aber nicht zu einer rechtlichen Verpflichtung geäußert. Zuvor hatte der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers eine Pflicht als ethisch vertretbar bezeichnet. (mal/KNA)