Papst Franziskus reist für fünf Tage nach Zypern und Griechenland
Als Franziskus bei seinem Besuch auf der griechischen Insel Lesbos im April 2016 auf dem Rückflug syrische Flüchtlinge mit nach Italien nahm, sorgte die Geste für viel Aufsehen. Er wird sie wiederholen. Diesmal sollen von Zypern aus syrische Flüchtlinge den Papst auf der Rückreise nach Rom begleiten. Die Regierung in Nikosia bestätigte dies vergangene Woche.
Eine markante Geste angesichts der Tatsache, dass in der EU – bezogen auf die Einwohnerzahl – die Republik Zypern aktuell die meisten Erstanträge auf Asyl erhält. Ob und wie viele Flüchtlinge von Zypern aus mit dem Papst erst nach Griechenland fliegen, der zweiten Station seiner Reise, oder ob die Geflüchteten später in Athen dazustoßen, ist noch unklar. Ebenso, wo sie aufgenommen werden.
Der Papst "vom anderen Ende der Welt" geht in Europa erneut an die Ränder, um auf zentrale Probleme aufmerksam zu machen. Auf Zypern hält Franziskus zudem am Freitagnachmittag ein ökumenisches Gebet mit Migranten. Am Sonntag in Griechenland fliegt er vormittags von Athen nach Lesbos und besucht das Aufnahme- und Identifizierungs-Center der EU in Mytilene.
Franziskus trifft auf Flüchtlinge
Franziskus besucht Lesbos als einen der Symbolorte für das Elend von Migranten. Ein weiterhin ungelöstes Problem. Griechenlands Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou begleitet ihn dorthin und nimmt an der Begegnung mit rund 200 Flüchtlingen teil.
Im seit 1974 geteilten Zypern wird der Papst auch mit Binnenvertreibung und -migration konfrontiert. Wie üblich übernachtet er in der Vatikanvertretung in der Hauptstadt Nikosia. Diese liegt mitten in der Grünen Zone, dem von den UN verwalteten Pufferstreifen zwischen dem türkisch besetzten Norden des Landes und dem griechisch-zyprischen Inselteil.
Der dazu gehörende Stacheldraht liegt unmittelbar vor der Haustür des päpstlichen Nachtquartiers. Zyprer aus beiden Teilen können zwar problemlos über einen Checkpoint in den je anderen Landesteil gelangen – zu Fuß. Doch die Trennung von Verwandten, verlassene Häuser und Dörfer sowie die zunehmenden wirtschaftlichen Probleme in Nordzypern halten die Hoffnung auf eine friedliche Wiederannäherung, vielleicht sogar künftige Einigung der Insel wach.
Auch im Zentrum: die Ökumene
In der Hinsicht, so der zyprische Priester Georgios Armand Houry, erwarten die Menschen Impulse von Franziskus. Eine Begegnung mit Vertretern der international nicht anerkannten "Türkischen Republik Nordzypern" ist indes nicht vorgesehen. Neben Treffen mit maronitischen und lateinischen Katholiken des Landes stehen gleich am Donnerstag eine Begegnung mit Staatspräsident Nikos Anastasiadis sowie eine Rede des Papstes vor Vertretern von Politik und Zivilgesellschaft auf dem Programm.
Der Freitagvormittag ist dem zweiten Reise-Schwerpunkt gewidmet, der Ökumene. Der Bischof von Rom besucht das Oberhaupt der zyprisch-orthodoxen Kirche, Erzbischof Chrysostomos II. Es folgt ein Treffen mit dem Heiligen Synod der autokephalen, also selbstständigen orthodoxen Kirche. Weil sie laut Neuem Testament schon vom Apostel Paulus und seinem Mitstreiter Barnabas gegründet wurde, versteht sich die Kirche von Zypern als eine der ältesten der Welt.
"Die Beziehungen zwischen Katholiken und Orthodoxen sind sehr gut", sagt Houry. Ob es auch zu einem gemeinsamen Gebet von Papst und orthodoxen Bischöfen kommt, ist eher unsicher. An einem guten, gar herzlichen Verhältnis zum Bischof von Rom, wie es der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel pflegt, hat nicht jeder orthodoxe Kirchenführer Interesse. Zu groß sind nach wie vor Vorbehalte gegenüber dem großen Bruder aus Rom. Ausgeschlossen ist ein spontanes Vaterunser indes nicht; bei einem Treffen mit Migranten in Nikosia ist es vorgesehen.
Die Zukunft im Blick
Athens orthodoxer Erzbischof Hieronymos II., den Franziskus bereits 2016 auf Lesbos traf, gilt als korrekt-höflicher, ökumenischer Gesprächspartner. Zwei seiner Bischofsbrüder, die den Besuch des "unerwünschten Bösewichts" und "Häretikers" aus Rom öffentlich kritisierten, musste Hieronymos bereits zurechtweisen. Er empfängt Franziskus am Samstagnachmittag; anschließend ist ein Treffen der päpstlichen und erzbischöflichen Delegationen im Thronsaal des Athener Kirchenoberhaupts vorgesehen.
Der Papstbesuch in der orthodoxen Welt endet am Montag (6. Dezember). Das Fest des in westlicher wie östlicher Kirche hoch verehrten Heiligen Nikolaus sowie ein abschließendes Treffen mit Jugendlichen in Athen bieten Franziskus Gelegenheit, noch einmal Brücken und Wege in eine bessere gemeinsame Zukunft zu skizzieren. Allen realpolitischen und realkirchlichen Widrigkeiten zum Trotz lässt er sich davon nicht beirren.