Umfrage unter Ordensfrauen: Drei Viertel beklagen Diskriminierung
Eine Umfrage im Orden der Karmelitinnen der Nächstenliebe (Vedruna-Schwestern) hat ergeben, dass mehr als drei Viertel der Schwestern des in Spanien gegründeten Ordens über Diskriminierung von Frauen in der Kirche klagen. 77,8 Prozent der Befragten aus den Ordensprovinzen Afrika, Amerika, Europa, Indien, Japan und den Philippinen glauben, dass in die in der Kirche anzutreffende Vorrangstellung von Männern gegenüber Frauen "die Botschaft des Evangeliums verdrehe und bei vielen Menschen zu einer Distanzierung von der Kirche" führe, berichtete die spanische Zeitschrift "Vida Nueva" am Donnerstag unter Bezugnahme auf die nun vorgestellte Umfrage der Ordensgemeinschaft. Knapp zehn Prozent befürworteten hingegen die Aussage, dass die traditionellen Geschlechterrollen "lehramtliche Sicherheit angesichts der Moden und Ideologien jeder Epoche" geben würden.
Weiter sprachen sich 73,3 Prozent der Befragten dafür aus, dass Ordensfrauen insgesamt kritischer gegenüber der patriarchalen Kirchenstruktur eingestellt sein sollten. 7,2 Prozent forderten von Ordensfrauen jedoch mehr Einsatz für eine Abmilderung der Konflikte innerhalb der Kirche, da sie eine Gefahr für die Gemeinschaft darstellen würden. 43,3 Prozent der Ordensfrauen gaben an, Diskriminierung durch Männer in der Kirche erfahren zu haben. Bischöfe und zumeist Priester hätten sie "wie Minderjährige" behandelt und beflissene Dienstbarkeit von ihnen eingefordert. Ihnen sei zudem oft abgesprochen worden, für sich selbst sprechen zu dürfen.
Jüngere Schwestern oft weniger kritisch
Die befragten Karmelitinnen blickten den Ergebnissen der Umfrage zufolge besonders in den Altersstufen zwischen 45 und 59 Jahren sowie zwischen 60 und 69 Jahren kritisch auf die patriarchale Struktur und Kultur in der Kirche. Die jüngeren Schwestern bis zu einem Alter von 45 Lebensjahren hätten zu diesem Thema eine eher ausgleichende Meinung. Als häufigste Gründe für die Diskriminierung von Frauen in der Kirche wurden Klerikalismus, Machismus in der Gesellschaft und Ablehnung von Veränderungen genannt. Die wichtigsten Schritte zu einer Kirche ohne eine Diskriminierung von Frauen seien eine Erziehung zu mehr Gleichberechtigung, eine höhere Präsenz von Frauen in verantwortlichen Positionen der Kirche sowie eine Trennung von Macht und Priesterweihe. Die Umfrage wurde zur Vorbereitung auf ein bereits stattgefundenes Generalkapitel des Ordens durchgeführt.
Der Orden der Karmelitinnen der Nächstenliebe wurde 1826 von der Witwe Joaquina de Vedruna in Vich (Spanien) gegründet und 1860 von Papst Pius IX. als Kongregation nach päpstlichem Recht anerkannt. Die Gründerin wurde 1959 von Papst Johannes XXIII. heiliggesprochen. Die Ordensschwestern engagieren sich besonders im Erziehungsbereich, der Katechese, der Krankenpflege und der sozialen Arbeit. Im Jahr 2015 gehörten mehr als 1.800 Schwestern in knapp 250 Niederlassungen weltweit dem Orden an. (rom)