Erzbischof Schick für schwarze Schminke bei Sternsingern
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sieht in der Praxis, Kinder beim Sternsingen schwarz und gelb zu schminken, eine "Lehrstunde für Gleichheit und Einheit aller Menschen". In einem Beitrag auf seiner Facebook-Seite bedauerte er am Mittwoch, "dass es diese Lehrstunde bei der Sternsingeraktion so anschaulich nicht mehr geben soll". Das "Verbot" sei "zumindest ideologisch": "Der MOHR darf nicht mehr sein, weil das angeblich rassistisch ist", so der ehemalige Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz.
Schick selbst habe es vor 60 Jahren als Sternsinger und später als Diakon, der die Sternsingeraktion organisiert hatte, so gehandhabt, dass "immer einer gelb angemalt und asiatisch gekleidet, einer weiß und europäisch, einer schwarz und afrikanisch, soweit es möglich war", gewesen sei. Das bedeute, dass der Stern "den gelbhäutigen, den weißhäutigen und dunkelhäutigen, also allen Menschen Heil und Frieden" ankündigte, "weil Gott sie alle gleich erachtet unabhängig von ihrer Hautfarbe". Das sei kein Rassismus gewesen.
Kindermissionswerk empfiehlt Verzicht auf Schminke
Seit einigen Jahren wird die als "Blackfacing" bezeichnete Praxis, weiße Menschen schwarz zu schminken, auch in Deutschland kritisiert. Der Begriff "Blackfacing" bezieht sich auf die abwertende Darstellung schwarzer Menschen im 19. Jahrhundert auf Jahrmärkten und bei "Minstrel Shows". Ein Verbot des Schminkens der Sternsinger gibt es nicht. Das Kindermissionswerk, das die Aktion ausrichtet, spricht sich dafür aus, darauf zu verzichten. Zwar habe das Schminken bei den Sternsingern nichts mit der rassistischen Tradition des "Blackfacings" zu tun, dennoch könne es für Menschen störend oder verletzend sein, wenn sie sehen, dass Sternsinger sich schwarz schminken, so das Hilfswerk auf seiner Webseite: "Auch deshalb meinen wir, dass die Sternsinger am besten so zum Sternsingen kommen sollten, wie sie sind: vielfältig in ihrem Aussehen."
Gegenüber katholisch.de hatte ein Sprecher der "Initiative Schwarze Menschen in Deutschland" vor der Sternsingeraktion im vergangenen Jahr betont, dass eine Differenzierung zwischen "gutem" Schminken bei den Sternsingern und "schlechtem" beim "Blackfacing" nicht möglich sei: "Es geht nicht um die Intention, sondern um die Wirkung solcher Darstellungen. Weiße Menschen schwarz anmalen ist eine rassistische, belastete Tradition." Auch wenn es gut gemeint sei, schmerze die Darstellung und rufe Erinnerungen an rassistische Erfahrungen wach. Im selben Jahr hatte auch der Diözesanverband Bamberg des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sich gegen das Schwarzschminken ausgesprochen: "Das könnte als rassistisch empfunden werden", so die BDKJ-Diözesanvorsitzende Eva Russwurm. "Es gibt gerade in den USA eine lange und unrühmliche Tradition des Blackfacing. Davon distanzieren wir uns ausdrücklich."
Das EU-Parlament hatte im März 2019 eine Entschließung Entschließung zu Grundrechten von Menschen afrikanischer Abstammung in Europa beschlossen, in der festgehalten wurde, dass "diskriminierende Stereotypen in einigen Traditionen in ganz Europa" fortbestehen und darunter ausdrücklich auch Blackfacing gefasst. Solche Traditionen würden "tief verwurzelte Stereotypen über Menschen afrikanischer Abstammung, die die Diskriminierung verschärfen können" aufrechterhalten. Konkrete Beispiele führte die Entschließung nicht an. Neben dem Sternsingen steht auch der niederländische Begleiter des Nikolaus, der "Zwarte Piet", aus denselben Gründen in der Kritik. (fxn)