Bischof von Vergewaltigungsvorwürfen freigesprochen
Ein indisches Gericht hat den katholischen Bischof Franco Mulakkal nach 105 Verhandlungstagen vom Vorwurf der Vergewaltigung einer Ordensschwester freigesprochen. "Die Staatsanwaltschaft konnte keinen der Anklagepunkte gegen den Angeklagten beweisen", zitierten indische Medien aus dem am Freitag gefällten Urteil des Gerichts im Bundesstaat Kerala. Die Anwälte der Nonne kündigten demnach an, gegen das Urteil Berufung einlegen zu wollen. Die ehemalige Generalobere der Missionare Jesu in Kerala hatte Bischof Mulakkal beschuldigt, sie zwischen 2014 und 2016 in ihrem Kloster in Kerala 13 Mal vergewaltigt zu haben.
Mulakkal war der erste Prälat in Indien, der offiziell wegen Vergewaltigung angeklagt wurde. Das Verfahren konnte allerdings erst beginnen, nachdem das Oberste Gericht Indiens den Antrag Mulakkals auf Abweisung der Klage zurückgewiesen hatte. Im Februar 2020 beschuldigte eine zweite Ordensfrau den Bischof der sexuellen Belästigung.
Fall hat hohe Wellen geschlagen
Der Fall Mulakkal hat in Indien hohe Wellen geschlagen: Die ehemalige Klarissin Lucy Kalappura und fünf weitere Ordensschwestern hatten bei Protestaktionen gegen den Bischof der Indischen Bischofskonferenz sowie dem Vatikan vorgeworfen, bei den Vergewaltigungsvorwürfen die Augen zu verschließen. Sie beschuldigten zudem die katholische Kirche und ihre Orden, sie wegen ihrer Aktionen gegen Mulakkal einschüchtern zu wollen.
Kalappura wurde im August 2019 aus ihrem Orden ausgeschlossen. Im folgenden Dezember verschärfte sich der Konflikt durch die Veröffentlichung ihres Buch "Im Namen des Herren" über den sexuellen Missbrauch von Nonnen durch katholische Bischöfe und Priester in Indien. Im Juni 2021 lehnte das Oberste Gericht des Vatikan zum zweiten Mal Kalappuras Berufung gegen ihren Ausschluss aus dem Klarissen-Orden ab.
Mulakkal ist seit 2013 Bischof von Jalandhar. Nach den Vorwürfen ließ der heute 57-Jährige sein Amt ruhen, ohne jedoch einen Amtsverzicht zu erklären. Der sexuelle Missbrauch katholischer Ordensfrauen durch Geistliche ist besonders in Indien, aber auch in ganz Asien und Teilen Afrikas ein ständiges, aber bislang wenig beachtetes Thema. (tmg/KNA)