"Geistliche und theologische Brücke zwischen östlichen und westlichen Christen"

Irenäus von Lyon von Papst Franziskus zum Kirchenlehrer erhoben

Veröffentlicht am 21.01.2022 um 12:36 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Die katholische Kirche hat einen neuen Kirchenlehrer: Irenäus von Lyon sei eine "geistliche und theologische Brücke zwischen östlichen und westlichen Christen" gewesen und habe sich für Frieden und Versöhnung eingesetzt, begründet Papst Franziskus.

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Der heilige Irenäus von Lyon (um 135-etwa 200) ist von Papst Franziskus zum Kirchenlehrer erhoben worden. Das gab der Vatikan am Freitag bekannt. Der Heilige sei eine "geistliche und theologische Brücke zwischen östlichen und westlichen Christen" gewesen und habe sich für Frieden und Versöhnung eingesetzt, schrieb Papst Franziskus in seiner Begründung. Bereits im Oktober hatte Franziskus angekündigt, Irenäus "bald" diese Ehre erweisen und ihm den Titel "Doctor unitatis" ("Lehrer der Einheit") verleihen zu wollen.

Als Kirchenlehrer verehrte die katholische Kirche bisher 36 Heilige, die eine herausragende Bedeutung für die Glaubenslehre haben. Aus dem deutschen Sprachraum stammen Hildegard von Bingen (1098-1179), Albertus Magnus (um 1200-1280) sowie der Jesuit Petrus Canisius (1521-1597). Zuletzt wurde 2015 der armenische Mönch Gregor von Narek (951–1003) zum Kirchenlehrer erhoben, im Februar wurde sein Gedenktag in den Römischen Generalkalender aufgenommen. Irenäus ist damit der zweite von Papst Franziskus benannte Kirchenlehrer.

"Der Friedfertige"

Der heilige Irenäus war über Jahrzehnte Bischof von Lyon. Sein Name bedeutet "der Friedfertige". Er war ein Schüler des heiligen Polykarp von Smyrna; vermutlich stammte er selbst aus Kleinasien. Als Nachfolger des als Märtyrer gestorbenen heiligen Pothinus übernahm er den Bischofssitz von Lyon, damals die Metropole des römischen Gallien. Irenäus war sehr besorgt über die Ausbreitung der Lehren der Gnostiker, die die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus leugneten. Irenäus studierte sie intensiv, führte viele Glaubensgespräche, las unermüdlich. Auf Basis der gründlichen Erkenntnisse ihrer Auffassungen verfasste er das Werk "Adversus haereses" (Gegen die Irrlehren).

Irenäus stellte die Kirche in ihrer Universalität und Einigkeit gegen die Irrlehren, die von Abweichung und Zersplitterung geprägt seien. Bis heute ist die Theologie der orthodoxen Kirchen stark von den Ideen des Irenäus geprägt. Die Kirchen des Westens gedenken seiner am 28. Juni, die Kirchen des Ostens am 23. August. Irenäus ist nach Bernard von Clairvaux (1090-1153), Hilarius von Poitiers (315-367), Franz von Sales (1567-1622) und Therese von Lisieux (1873-1897) der fünfte Kirchenlehrer aus Frankreich. (tmg/KNA)