Die Schätze kehren zurück
Die Bronzesäule gilt als einer der bedeutendsten Kunstschätze aus der Zeit Bischof Bernwards (993-1022) und ist Teil des Weltkulturerbes Sankt Michaelis und Dom zu Hildesheim. Sie wurde um das Jahr 1000 von Bernward in Auftrag gegeben. Der vielseitig gebildete Bischof führte zu seiner Zeit das Bistum Hildesheim zu geistiger und kultureller Blüte. Er war fest entschlossen, die damals zu den Machtzentren des Reiches zählende Stadt Hildesheim nach dem Vorbild Roms zu gestalten.
Fasziniert von der Antike und den Triumphsäulen in der Ewigen Stadt, ließ er die Siegessäule mit den Heilstaten Jesu bauen. Sie ist knapp 3,80 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 58 Zentimetern. Auf ihr befinden sich 28 Szenen aus dem Leben Jesu, spiralförmig von unten nach oben angeordnet, beginnend mit der Taufe Jesu und endend mit dem Einzug in Jerusalem.
Der Transport dauerte rund eine Woche
Mit dem Tieflader einer Spezialfirma war die 3,5 Tonne schwere Skulptur 2009 in die benachbarte Sankt-Michaelis-Kirche gefahren worden, wo sie bis zum frühem 19. Jahrhundert beheimatet war. Auf dieselbe Art kehrte sie jetzt zurück. Gern hätten die Protestanten sie behalten, wie Landessuperintendent Eckhard Gorka bekundet. Ihr hafte "die Symbolkraft des Glaubens unserer Vorfahren" an. Sie weise "über sich hinaus auf Christus". Bei der offiziellen Verabschiedung dankte dann der emeritierte katholische Weihbischof und Domdechant Hans-Georg Koitz für die Gastfreundschaft während der Sanierungsarbeiten. Und er betonte, die Christussäule werde im Dom genauso zugänglich sein wie in den fünf Jahren in der Michaeliskirche.
Hinlegen, einpacken, transportieren, auspacken und aufrichten - das alles dauerte rund eine Woche, wie Bistumssprecher Volker Röpke sagt. Mit dem Prozedere bei der Säule hat man in Hildesheim aber inzwischen Erfahrung. Vergangene Woche waren die beiden je fünf Meter hohen und zwei Tonnen schweren Flügel der Bernwardstür aus dem Roemer- und Pelizaeus-Museum heimgeholt worden. "So etwas macht sich auch nicht an einem Tag", so Röpke. Die Bernwardstür mit ihren reliefförmigen Bilderzyklen zählt zusammen mit der Christussäule und der Bilderdecke in Sankt Michaelis zu jenen Kunstschätzen, die 1985 den Ausschlag für die Aufnahme in die Weltkulturerbeliste gaben.
Einige Kunstschätze noch nicht wieder an ihrem Platz
Schon seit ein paar Wochen sind der Thietmar- und der Heziloleuchter, zwei mittelalterliche Radleuchter, wieder im Dom, ebenso ein spätromanisches Bronze-Taufbecken aus dem Jahre 1225. Und bereits Anfang des Jahres war ein Teil des Domschatzes von einer weiten Reise zurückgekehrt. Das New Yorker Metropolitan Museum of Art (MET) hatte von September an 50 ausgewählte Exponate des zum Weltkulturerbe gehörenden Domschatzes ausgestellt. Darunter waren Silber- und Goldkunstwerke aus der Zeit Bischof Bernwards (960-1022) sowie das Taufbecken aus dem Hildesheimer Dom. Rund 80.000 Besucher kamen und staunten über eine der weltweit bedeutendsten und besterhaltenen mittelalterlichen Schatzsammlungen.
Fehlt noch was? Ja, sagt Bistumssprecher Röpke. Einige Kunstschätze seien noch nicht wieder an ihrem angestammten Platz. Dazu zähle die sogenannte Tintenfassmadonna am südwestlichen Vierungspfeiler. Die für ihre Zartheit des Gesichtes und den fließenden Faltenwurf des Gewandes gerühmte lebensgroße gotische Holzstatue sei noch in der Werkstatt. Doch bis zum 15. August, wenn die Wiedereröffnung des Doms nach fast viereinhalb Jahren Bauzeit mit einem großen Fest begangen wird, werde auch sie zurück sein.
Von Johannes Schönwälder (KNA)