Reaktionen aller noch lebender Verantwortungsträger "sehr notwendig"

Bischof Ackermann: Vorwürfe gegen Benedikt XVI. kaum zu fassen

Veröffentlicht am 24.01.2022 um 13:21 Uhr – Lesedauer: 

Trier ‐ "Dass hier auch einem ehemaligen Papst schwere Verfehlungen vorgeworfen werden, ist für viele Gläubige kaum mehr zu fassen und zu ertragen", betont Bischof Ackermann – und fordert Reaktionen zum Münchner Gutachten von allen Verantwortungsträgern.

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Nach Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens hat sich der Trierer Bischof Stephan Ackermann erschüttert über die Vorwürfe gegen den früheren Papst Benedikt XVI. gezeigt. "Dass hier auch einem ehemaligen Papst schwere Verfehlungen vorgeworfen werden, ist für viele Gläubige kaum mehr zu fassen und zu ertragen", erklärte Ackermann, der auch Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist, am Montag auf Anfrage. Er halte es für "sehr notwendig", dass sich nicht nur der Münchner Kardinal Reinhard Marx und seine noch lebenden Vorgänger zu dem Gutachten verhielten, sondern auch der emeritierte Papst. Ackermann betonte allgemein mit Blick auf das Münchner Gutachten: "Es erschüttert mich einmal mehr, schwarz auf weiß zu sehen, welches Leid Menschen in unserer Kirche erfahren haben und erfahren."

Benedikt korrigiert Aussage

Benedikt XVI. hat inzwischen eine wesentliche Aussage zum Münchner Missbrauchsgutachten korrigiert. Entgegen seiner bisherigen Darstellung habe er in seiner Amtszeit als Münchner Erzbischof (1977 bis Anfang 1982) doch an der Ordinariatssitzung am 15. Januar 1980 teilgenommen, hieß es am Montag in einer Stellungnahme gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). In dieser Sitzung war über den früheren und späteren Missbrauchstäters Peter H. gesprochen worden. In seiner ersten Stellungnahme hatte Benedikt XVI. bestritten, an der Sitzung teilgenommen zu haben.

Allerdings sei in der betreffenden Sitzung "über einen seelsorgerlichen Einsatz des betreffenden Priesters nicht entschieden" worden, so Benedikt jetzt. Vielmehr habe man lediglich der Bitte entsprochen, dem Mann "während seiner therapeutischen Behandlung in München Unterkunft zu ermöglichen". Seine vorherige falsche Angabe sei "nicht aus böser Absicht heraus geschehen", sondern sei "Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme", so Benedikt. Wie es dazu gekommen sei, will Benedikt XVI. in einer "noch ausstehenden Stellungnahme" erklären.

Bereits zuvor hatten mehrere deutsche Bischöfe zum Münchner Gutachten Stellung genommen und dabei auch die Vorwürfe gegen Benedikt XVI. thematisiert. Der Limburger Bischof und DBK-Vorsitzende Georg Bätzing sprach mit Blick auf München von einem "desaströsen Verhalten" und erwähnte in diesem Zusammenhang ausdrücklich auch den emeritierten Papst. Die Bischöfe Franz-Josef Overbeck (Essen), Franz-Josef Bode (Osnabrück), Franz Jung (Würzburg) und Helmut Dieser (Aachen) forderten, dass sich Benedikt und andere noch lebende Verantwortungsträger erneut zu den Vorwürfen äußern müssten. (tmg/KNA)