Wegen Missbrauchsgutachten: Gemeinde setzt Sonntagsgottesdienste aus
Die katholische Gemeinde Maria Geburt im unterfränkischen Aschaffenburg setzt als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal für die kommenden drei Wochen ihre Sonntagsgottesdienste aus. "Denn der 12-jährige Skandal ist ein Verrat am Wort GOTTES und der auf IHN verweisenden Sakramente", heißt es in einem auf der Homepage der Gemeinde veröffentlichten Brief an den Würzburger Bischof Franz Jung. Stattdessen wolle man an den Sonntagen Erzählungen von Betroffenen hören, aus dem Münchner Missbrauchsgutachen vorlesen, "schweigen in der Gegenwart Gottes".
Zudem soll Geld für den Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) gesammelt werden. Nicht nur das unsägliche Leid schockiere, das so viele Menschen durch Priester, Bischöfe und Generalvikare erfahren hätten, so die Gemeinde weiter. "Was uns besonders erschüttert, ist der Verrat an Opfern, am Evangelium und eigener Verantwortung." Auch ist in dem Brief von einem Mangel an Einsicht und Handeln die Rede. Man wolle das "unerträgliche 'Weiter so' wenigstens punktuell" unterbrechen. Der Brief ist unter anderen auch von Pfarrer Markus Krauth unterschrieben.
Kritik der Bistumsleitung
An die Bischöfe appellieren die Verantwortlichen in der Gemeinde, "die kostspieligen Gutachten über Verstorbene zu beenden, das Geld Betroffenen zukommen zu lassen und die Aufarbeitung außerkirchlichen Stellen zu übergeben". Zudem gelte es, die Kirche der Angst zu beenden, indem Bischöfe und Generalvikare sofort ihren queeren Mitarbeitern zusicherten, keine Kündigungen wegen ihrer Sexualität zu erhalten. Dies hatte bereits der Würzburger Generalvikar Jürgen Vorndran als Reaktion auf die Initiative "#OutInChurch" getan.
Die Würzburger Bistumsleitung reagierte mit Kritik auf die Aussetzung der Sonntagsgottesdienste. Die Solidaritätsaktion sei grundsätzlich unterstützenswert, sagte Vorndran am Freitag vor Journalisten in Würzburg. Aber es sei nicht richtig, dafür drei Wochen lang keine Sonntagsmesse zu feiern. Der Generalvikar erklärte, er habe am Donnerstag versucht, Krauth zu erreichen und ihm auch eine Mail geschrieben. Man hinterfrage als Bistumsleitung das Vorgehen sehr stark, "denn die Eucharistie sollte ein Raum sein, der frei ist von jeder Instrumentalisierung". Die Feier von Tod und Auferstehung sei eine Selbstverständlichkeit der christlichen Gemeinde. Man bitte darum, vor Ort noch einmal über die Aktion nachzudenken. (tmg/KNA)