Missbrauchsvorwürfe gegen jeden siebten Kleriker in Neuseeland
Gegen 14 Prozent des katholischen Klerus in Neuseeland gibt es Beschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs. Das ist das Ergebnis einer kircheninternen Untersuchung, aus der die Zeitung "New Zealand Herald" (Dienstag) zitiert. Der Erzbischof von Wellington, Kardinal John Dew, bezeichnete den Befund als "schrecklich". Opfervertreter gehen von noch höheren Zahlen aus. Sie verlangten als Reaktion nun konkretes Handeln der Kirchenleitung.
In einer zweijährigen Untersuchung erhielt die Kirche laut eigenen Angaben 1.680 Anzeigen von 1.122 Personen gegen katholische Geistliche, Ordensleute und Laien für den Zeitraum von 1950 bis heute. Davon seien 592 namentlich genannt.
Kardinal Dew sagte, man sei "tief beschämt", aber entschlossen, "eine sicherere Kirche für alle aufzubauen". Er hoffe, dass die Fakten "uns helfen werden, der traurigen Realität ins Auge zu sehen". Die Kirche werde "daraus lernen". Die für die Untersuchung zuständige Gruppe Te Ropu Tautoko räumte ein, dass es sich nicht um eine vollständige Aufzeichnung von Missbrauch in der Kirche handeln könne. Es seien nur aufgezeichnete Berichte behandelt worden.
15 oder mehr Beschwerden gegen Einzelne
Die Hälfte der Beschwerden bezieht sich laut Bericht auf sexuellen Missbrauch von Kindern, am häufigsten in Schulen und Wohnheimen, aber auch in Pfarreien. Gegen sechs mutmaßliche Täter seien 15 oder mehr Beschwerden eingereicht worden.
Die Präsidentin der nationalen Ordensoberinnenkonferenz Neuseeland, Schwester Margaret Anne Mills, erklärte, die Zahlen stünden für "das Leben vieler Menschen". Es sei "schrecklicher Schaden" entstanden, den Menschen anderen Menschen zugefügt hätten; "das dürfen wir nie vergessen". Nun gelte es, sich an der Heilung dieses Schadens so weit wie möglich zu beteiligen.
Zuletzt hatte eine Missbrauchsuntersuchung in der katholischen Kirche in Frankreich für Erschrecken gesorgt. Demnach gab es seit 1950 geschätzt bis zu 330.000 minderjährige Opfer sexueller Übergriffe durch Priester, Ordensleute und weitere Kirchenmitarbeiter. Zwischen 2.900 und 3.200 potenzielle Täter konnten ermittelt werden. (tmg/KNA)