Konsequenz aus Münchner Missbrauchsgutachten

Diözesanrat: Höchste Zeit, Kirche von innen heraus umzugestalten

Veröffentlicht am 03.02.2022 um 15:23 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Die Kirche müsse so erneuert werden, dass sie der Idee der Frohen Botschaft Jesu wieder sichtbarer entspreche, schreibt der Münchner Diözesanratsvorsitzende Hans Tremmel in einem Offenen Brief. Dazu fordert er Veränderungen im System.

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Der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum München und Freising, Hans Tremmel, hat als Konsequenz aus dem Missbrauchsgutachten weitreichende Reformen in der Kirche gefordert. Zunächst müsse "das unmenschliche System, in dem der Schutz der Institution so gnadenlos Vorrang vor der Lebenswirklichkeit der Menschen hatte, endgültig aufhören", schreibt Tremmel in einem Offenen Brief an die ehrenamtlich Engagierten in den Pfarreien und Verbänden. Kirche müsse so erneuert werden, dass sie der Idee der Frohen Botschaft Jesu wieder sichtbarer entspreche.

Anlässlich der bis Samstag stattfindenden Vollversammlung des Reformdialogs Synodaler Weg in Frankfurt erklärt Tremmel, von diesem erhoffe er sich "um der Betroffenen und aller Menschen willen" Veränderungen. Parallel dazu müsse die Erzdiözese vorangehen: "Weil uns hier einfach die Zeit davonläuft und mit ihr die Menschen, wollen wir schon jetzt in unserem Bistum anpacken, was wir bei uns verändern und strukturell verbessern können." Es sei "höchste Zeit, die Kirche von innen heraus umzugestalten und Weichen neu zu stellen, aber auch wirklich Bewährtes zu bewahren".

Tun und Unterlassen rechtfertigungspflichtig

Konsequenzen aus dem Missbrauchsgutachten würden die ehrenamtlichen Gremien "nicht nur einfordern und beobachten, sondern wir werden sie auf all unseren verschiedenen Ebenen aktiv mitgestalten", so der Vorsitzende. Über die Inhalte des Missbrauchsgutachtens sei er "bestürzt und beschämt". Als Ethiker wisse er, dass nicht nur das Tun, sondern genauso das Unterlassen von Verantwortungsträgern rechtfertigungspflichtig sei: "Und da müssen wir leider feststellen, dass die Institution, die für uns Heimat war und für viele weiterhin ist, auf ganzer Linie versagt hat."

Seit dem Bekanntwerden der ersten Fälle im Jahr 2010 sei zwar "nicht nichts passiert im Hinblick auf Aufarbeitung, Prävention und zum Schutz von Minderjährigen, aber ganz offensichtlich doch zu wenig", so Tremmel. Die Antwort müsse sein: "Nie wieder! Und nicht mit unserem Schweigen!" In dem Offenen Brief äußert sich der Vorsitzende auch zur Aktion #outinchurch: "Tief bewegt haben mich die Zeugnisse von über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kirche, die sich mit enorm viel Mut öffentlich geoutet haben." Er erwarte "mit Ungeduld" eine diesbezügliche Veränderung im kirchlichen Arbeitsrecht. (KNA)