Kurienerzbischof gegen unabhängige Missbrauchskommission in Italien
Der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia, hat sich gegen eine unabhängige Kommission zur Untersuchung von Missbrauch in Italiens Kirche ausgesprochen. Man solle sich davor hüten zu glauben, dass es eine dritte Macht außerhalb der Kirche gebe, die von innen heraus urteilen könne, sagte Paglia am Donnerstag dem italienischen Nachrichtensender Radio 24.
Stattdessen betonte der Akademiepräsident die Bedeutung der Glaubenskongregation. Kein Bistum sei autark, sondern werde direkt von dieser kontrolliert. Unabhängigkeit beruhe auf Verantwortung und Gewaltenteilung, und die gebe es auch in der Kirche, so der 76-Jährige. "Die Gerichte in der Kirche funktionieren seit dem Mittelalter."
Betroffene wollen Koordinierungsstelle gründen
Paglia ergänzte, dass es in Italien schon lange Stellen gebe, an die sich Betroffene wenden könnten. Die Geschwindigkeit zur Klärung von Missbrauchsfällen sei aber von Bistum zu Bistum unterschiedlich, räumte er ein. Das müsse geändert und beschleunigt werden.
Seit den Missbrauchsuntersuchungen in Deutschland und Frankreich werden auch in Italien Stimmen laut, die eine unabhängige Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der italienischen Kirche fordern. Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, hatte kürzlich erklärt, es gebe länger schon Bestrebungen in diese Richtung.
Verbände von Betroffenen in Italien bauen derweil ihr Netzwerk aus. Am Dienstag wollen zahlreiche Initiativen eine gemeinsame Koordinierungsstelle gründen unter dem Hashtag "#ItalyChurchToo". (KNA)