"Unsere Kirche braucht einen Neuanfang"

Auf Woelkis Rückkehr blicken auch NRW-Landespolitiker skeptisch

Veröffentlicht am 15.02.2022 um 16:20 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Sie könnte "Tausende Austritte provozieren – zusätzlich zum anhaltenden Mitgliederschwund": Erstmals äußern nun auch zwei NRW-Landespolitiker öffentlich ihre Bedenken zur geplanten Rückkehr von Kardinal Rainer Maria Woelki.

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Rund zwei Wochen vor Ende der Auszeit des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki mehrt sich die Kritik an der geplanten Rückkehr des Erzbischofs. Mit der nordrhein-westfälischen Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) und dem SPD-Fraktionsvize Jochen Ott äußerten im "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag) erstmals zwei Landespolitiker öffentlich ihre Bedenken. Zudem bekräftigte der Vorsitzende des obersten Laiengremiums im Erzbistum Köln, Tim Kurzbach, in der "Westdeutschen Zeitung" (Dienstag) seine Einwände dagegen, dass Woelki an Aschermittwoch seinen Dienst wieder aufnimmt.

"Unsere Kirche braucht einen Neuanfang", sagte Katholikin Heinen-Esser. Das Ende von Woelkis Auszeit stelle "eine besondere Herausforderung dar, besonders dann, wenn der Eindruck entsteht, dass aus dieser Krise keine Lehren gezogen werden". SPD-Fraktionsvize Ott warnte, die Rückkehr des Kardinals könnte "Tausende Austritte provozieren – zusätzlich zum anhaltenden Mitgliederschwund, den das Erzbistum aufgrund des Verhaltens einiger Verantwortlicher seit Längerem erlebt". Heinen-Esser und Ott forderten mehr Mitsprache der Kirchenbasis und betonten, sie äußerten sich nicht in ihrer politischen Funktion.

Kurzbach wiederholt Sorgen

Kurzbach, der dem Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln vorsitzt, wiederholte seine Sorgen vor dem Ende der Auszeit. "Wenn Kardinal Woelki 'einfach so' wiederkommt und alle, die dieses kaputte Machtsystem stützen, bleiben, dann führt dies in eine Kernschmelze unseres Erzbistums", sagte er.

Woelki befindet sich seit Oktober in einer geistlichen Auszeit. Im Erzbistum Köln hat vor allem die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zu einer Vertrauenskrise geführt. Papst Franziskus erklärte nach einer Untersuchung, Woelki habe "große Fehler" vor allem in der Kommunikation gemacht, aber keine Verbrechen vertuschen wollen. Der Erzbischof soll am 2. März wieder seine Amtsgeschäfts aufnehmen. Bis dahin leitet Weihbischof Rolf Steinhäuser Deutschlands mitgliederstärkste Diözese als Übergangsverwalter. Zuletzt hielt sich Woelki zu Gesprächen in Rom auf. Dort war ein Treffen mit Kardinal Marc Ouellet geplant, der die für Personalfragen zuständige Bischofskongregation leitet. Zudem führt der Kardinal dem Vernehmen nach in Köln "informell" bereits eigene Gespräche über die Zeit nach seiner Rückkehr am 2. März. (tmg/KNA)