Bonner Stadtdechant zweifelt an nötiger Integrität Gero Weishaupts

Nazivergleich: Rücktrittsforderung gegen Kölner Kirchenrichter

Veröffentlicht am 23.02.2022 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Ein Kölner Kirchenrichter versteigt sich auf Facebook wegen kritischer Berichterstattung zu einem Nazivergleich: Das "Domradio" betreibe Propaganda wie Goebbels. Nach einer nicht-öffentlichen Entschuldigung wächst der Druck auf Gero Weishaupt.

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Nach einem Vorwurf, der Kölner Bistumssender "Domradio" arbeite mit Nazi-Propagandamethoden, steigt der Druck auf den Kölner Diözesanrichter Gero P. Weishaupt. Am Mittwoch forderte der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken den Apostolischen Administrator des Erzbistums Köln, Weihbischof Rolf Steinhäuser, dazu auf, den Kirchenrechtler "öffentlich zu ermahnen und sich persönlich von dessen Aussagen zu distanzieren". Eine allgemeine Distanzierung des Erzbistums sei in diesem Fall nicht ausreichend, heißt es in einer Pressemitteilung. Auf Anfrage teilte das Erzbistum Köln mit, dass bereits ein Gespräch mit Weishaupt stattgefunden habe. "Dieser hat mittlerweile auch um Entschuldigung für seine Aussage gebeten", so eine Sprecherin am Mittwoch. Zu möglichen Konsequenzen machte sie keine Angaben. Bereits am Dienstag wurde gegen Weishaupt bei der Staatsanwaltschaft Köln Strafanzeige erstattet. Die Anzeige liegt katholisch.de vor.

Auslöser war ein Kommentar Weishaupts zu einem Posting des Domradios auf Facebook. Das Portal hatte auf einem kritischen Artikel der Katholischen Nachrichten-Agentur über die Finanzierung der von Kardinal Rainer Maria Woelki neu errichteten Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHTK) hingewiesen, demzufolge der Finanzbedarf der Einrichtung den geplanten Ansatz um mehrere Millionen Euro übersteige und die Finanzierung nicht gesichert sei. Weishaupt hatte in seinem Kommentar die Berichterstattung mit "propagana (sic), wie wir sie seit Göbbels (sic) kennen" verglichen und dabei auch auf die Finanzierung des Domradios aus Mitteln des Erzbistums abgehoben. Nach deutlicher Kritik hatte sich Weishaupt auf seinem persönlichen Facebook-Account noch am selben Abend nicht-öffentlich geäußert und den Vergleich als "unangemessen" bezeichnet. Das Erzbistum Köln distanzierte sich auf Anfrage "vehement" von Weishaupts Aussagen "wie auch von jeglichen Vergleichen bezüglich des Dritten Reichs".

Zweifel an Eignung für kirchliches Richteramt

Picken nannte den Vergleich "töricht und unbegründet". "Wir können uns als Kirche solche Niveaulosigkeiten nicht leisten. Es ist nicht hinnehmbar, dass sich ein Mitglied der erzbischöflichen Kurie in dieser Weise zu Wort meldet", so der Stadtdechant. Zugleich forderte er eine Prüfung, ob Weishaupt, der seit 2013 als hauptamtlicher Diözesanrichter am Kölner Offizialat tätig ist, über die "hinreichende Integrität" für eine weitere Ausübung dieser Tätigkeit verfüge. Wer sich mit solchen Kommentaren äußere, müsse mit Zweifeln an seiner intellektuellen Klarheit und moralische Redlichkeit rechnen, so Picken weiter.

Der gebürtige Aachener Weishaupt ist Priester des niederländischen Bistums Roermond und seit 1988 in verschiedenen Funktionen in der kirchlichen Justiz in den Niederlanden und Deutschland tätig. Neben seiner Tätigkeit in Köln ist er auch Richter des Interdiözesanen Strafgerichtes der niederländischen Kirchenprovinz. Er publiziert in verschiedenen Medien zu kirchenrechtlichen Themen und zur lateinischen Sprache und lehrt unter anderem am Theologischen Institut des Bistums Roermond und  Kirchenrecht sowie lateinische Kirchentexte an der Päpstlichen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz. (fxn)