Irme Stetter-Karp dringt auf entscheidende Veränderungen in Kirche

ZdK-Präsidentin: Nicht alle Hindernisse für Reformen liegen im Vatikan

Veröffentlicht am 08.03.2022 um 11:05 Uhr – Lesedauer: 

Hannover ‐ In manchen Reformfragen komme man sicherlich "nicht an Rom vorbei", konstatiert ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Doch seien "sichtbare und spürbare Veränderungen" auch durch die Kirche in Deutschland möglich.

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Laut der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, lassen sich nicht alle Hindernisse für kirchliche Reformen im Vatikan verorten. "In der Frauenfrage kommen wir nicht an Rom vorbei, das stimmt", sagte Stetter-Karp dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch). "Aber die Grundordnung kirchlicher Dienste, Präventionsregelungen oder die Segnung sich liebender Paare – da müssen wir in Deutschland sichtbare und spürbare Veränderungen voranbringen, da sind wir als Ortskirche gefragt." In der Frauenfrage "natürlich" auch – im Gespräch mit Rom. "Ich lasse da nicht locker", sagte die ZdK-Präsidentin.

Forderungen nach mehr Verantwortung für Frauen in der katholischen Kirche seien längst keine ausschließlich der jüngeren Generation mehr, so Stetter-Karp. "Die Diskriminierung, also die Exklusion von Frauen, wird längst von vielen der älteren Katholikinnen nicht mehr mitgetragen. Das lässt sich an den Statistiken zu Kirchenaustritten glasklar ablesen. Ein Austritt steht am Ende eines Prozesses massiver Enttäuschungen. Es geht an unsere Substanz."

Mehr Anstrengungen bei Missbrauchsaufarbeitung

Stetter-Karp forderte zudem mehr Anstrengungen in der Kirche bei der Aufarbeitung der Missbrauchsskandale. "Die Strukturen und Mechanismen, die den Missbrauch in der katholischen Kirche ermöglicht und ihn geduldet haben, sind immer noch nicht geknackt", sagte die ZdK-Präsidentin. "Ich bin zwar froh, dass die jüngste, dritte Synodalversammlung Anfang Februar den Weg zu substanziellen Veränderungen mit großer Mehrheit geebnet hat. Aber das Risiko ist ebenfalls hoch: Wenn wir nicht Entscheidendes verändern, wächst die Frustration, und weitere Menschen treibt es aus der Kirche."

Stetter-Karp blickte selbstkritisch auf die eigene Organisation: "In Sachen Missbrauch haben wir zu lange gebraucht, die Betroffenen als eigenständige Akteurinnen und Akteure ernst zu nehmen. Man hätte sie von Anfang an an den Gesprächsprozessen beteiligen müssen", sagte sie. Ein System von innen heraus zu reformieren, sei grundsätzlich nicht einfach. "Aber die Krise hilft uns jetzt, die wunden Punkte klar zu benennen. Am Ende muss die Frage beantwortet sein: Wie gelingt es, dass sich Missbrauch und Führungsversagen in diesem Umfang nicht wieder ereignen können?" Stetter-Karp ist seit November als Nachfolgerin von Thomas Sternberg Präsidentin des ZdK. Als solche gehört sie auch dem Präsidium des Reformprojekts Synodaler Weg an. (tmg/KNA)