Erzbistum Köln treibt Strukturreform voran
Das Erzbistum Köln treibt seine Strukturreform voran. Bis Jahresende soll der Plan stehen, wie aus den derzeit 178 Seelsorgebereichen in der mitgliederstärksten deutschen Diözese 50 bis 60 "Pastorale Einheiten" entstehen. Das teilte der stellvertretende Generalvikar Markus Bosbach den Seelsorgenden in einem Brief mit, der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. Zuerst hatte der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtet.
Bei dem Plan mit dem Titel "#ZusammenFinden" gehe es zunächst nur um den "geografischen Zuschnitt" der künftigen Einheiten, wie es heißt. Mitte Februar und damit noch in der Auszeit von Kardinal Rainer Maria Woelki habe Übergangsleiter Rolf Steinhäuser die Hauptabteilung Entwicklung Pastorale Einheiten um Bosbach beauftragt, einen Vorschlag für den künftigen Zuschnitt der Erzdiözese zu entwickeln und vor Ostern vorzulegen. Diese "Landkarte" solle dann bis Mitte Oktober "maßgeblich" von den Gremien vor Ort beraten werden. Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände seien aufgerufen, möglichst viele Menschen zu beteiligen. "Das Votum der Gremien wird dann großes Gewicht bei der Entscheidung haben", schreibt Bosbach.
Auf Basis der Rückmeldungen wird den Angaben zufolge ein Koordinierungsteam mit Gremienvertretenden, Seelsorgenden und Mitarbeitenden aus der Bistumsverwaltung eine Vorlage für den Erzbischof erarbeiten, der dann bis zum Jahresende über den Zuschnitt der künftigen Pastoralen Einheiten befinde. Diese Entscheidung sei noch nicht mit der Festlegung rechtlicher Strukturen wie der Bildung neuer Pfarreien verbunden – und auch noch nicht mit der Errichtung neuer Einheiten.
Gründe für die Reform
Als Gründe für die Reform verweist Bosbach auf die rückläufigen Zahlen bei Katholiken, Engagierten, Seelsorgenden und bei den Finanzen. "Diese Trends sind nicht neu. Doch das Zeitfenster, gestalterisch darauf zu reagieren, wird zusehends kleiner."
Woelki hatte im Rahmen des "Pastoralen Zukunftswegs" angekündigt, aus den heute 178 Seelsorgebereichen 50 bis 60 Großpfarreien bilden zu wollen. Das stieß an der Kirchenbasis auf heftige Kritik. Zudem setzte zu Beginn des vergangenen Jahres die Vertretung der katholischen Laien aufgrund des Konflikts um die Missbrauchsaufarbeitung die Mitarbeit an der Strukturreform aus. Das sei nach wie vor "geltende Beschlusslage", sagte der oberste Laienvertreter Tim Kurzbach dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Während der am Aschermittwoch beendeten, rund fünfmonatigen Auszeit von Woelki hätten die Gremien über das künftige Gemeindemodell nicht diskutiert, so der Vorsitzende des Diözesanrats. Vor allen weiteren Schritten müsse man nach der Rückkehr Woelkis zuerst sehen, "ob und wie wir miteinander klar kommen". Ein erstes Treffen zwischen dem Erzbischof und dem Vorstand des Diözesanrats sei vereinbart.
Unterdessen haben die Vertretungen von Diakonen, Gemeinde- und Pastoralreferenten, eine Priester-Initiative sowie ein Netzwerk von Seelsorgenden in einer Stellungnahme begrüßt, das Woelki seinen Rücktritt angeboten hat. Dieser Schritt könne dazu beitragen, dass das Erzbistum Köln "einen Weg aus der großen Krise" finde. Die Mitarbeitenden verweisen auf die hohe Zahl von Kirchenaustritten. Notwendig sei eine Begrenzung von Macht und eine "echte" Teilhabe an Entscheidungen. Zudem verlangen die Seelsorgenden eine Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts, damit Homosexuellen und wiederverheirateten Geschiedenen keine Sanktionen drohen. (KNA)