Streit um neues Kölner Stadt-Logo: Wo ist der Dom geblieben?
Wenn es um "ihren" Dom geht, verstehen die meisten Kölner keinen Spaß. Kein Wunder, schließlich ist das katholische Gotteshaus nicht nur das in der ganzen Welt bekannte Aushängeschild der Millionenstadt am Rhein, sondern auch ein zentraler Bestandteil der kölschen Identität. Nicht umsonst heißt eines der beliebtesten Lieder der Kölner Kultband "Bläck Fööss" "Mer losse d'r Dom en Kölle" ("Wir lassen den Dom in Köln"). Und deshalb reagieren viele Kölner auch besonders empfindlich, wenn irgendjemand der Kathedrale nicht den aus ihrer Sicht notwendigen Respekt entgegenbringt.
Das erfährt in diesen Tagen auch die Kölner Stadtverwaltung. Der Grund: Vor wenigen Tagen hat die Kommune ein neues Stadt-Logo vorgestellt. Das neue Markenzeichen soll nach rund 20 Jahren das bisherige Logo ablösen, weil das laut einer von der Stadt in Auftrag gegebenen Marktanalyse inzwischen "unmodern, altbacken, sperrig, emotionslos" ist. Auffallend ist allerdings, dass das alte und das neue Logo sich gar nicht so sehr unterscheiden – beide Signets beinhalten in leicht unterschiedlicher Form einen doppelköpfigen Adler mit dem Kölner Stadtwappen und den Schriftzug "Stadt Köln". Einen auffälligen Unterschied gibt es aber eben doch: die beiden markanten Domspitzen, die im alten Signet noch rechts neben der Wortmarke "Stadt Köln" platziert waren, fehlen im neuen Logo.
Das Logo mit dem Dom ist laut Stadt nicht mehr zeitgemäß
Die Stadt begründet den Logo-Wechsel vor allem mit digitalen Anforderungen. Das bisherige Logo und der gesamte Markenauftritt inklusive des Corporate Designs seien nicht mehr zeitgemäß. "Insbesondere erfüllen der Markenauftritt und das Logo nicht mehr die modernen Anforderungen, insbesondere mit Blick auf digitale Anwendungen wie beim Internetauftritt und im Social-Media-Bereich", heißt es in einer Pressemitteilung. Anstatt eines sachlich komplexen Hoheitszeichens solle das Markenzeichen künftig als "Signet einer modernen Metropole" klar, prägnant, wiedererkennbar und crossmedial einsetzbar sein.
„Ich frage mich, ob es so gut ist, den Dom verschwinden zu lassen.“
Diese Begründung überzeugt viele Kölner allerdings nicht. Kölns früherer Oberbürgermeister Fritz Schramma etwa, in dessen Amtszeit das alte Logo einst eingeführt worden war, sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger" mit Blick auf das alte Logo: "Was daran altbacken, sperrig, emotionslos und von oben herab sein soll, verstehe, wer wolle oder wer Geld zu viel hat." Der 74-Jährige rief die Kölner auf, sich gegen die Modernisierung des Logos zu wehren.
Zuvor hatte bereits die katholische Kirche Kritik an dem neuen Markenzeichen geäußert. "Ich weiß nicht, wer die Stadt beraten hat, aber ich würde neben dem Namen darauf schauen, welche Besonderheiten man noch zu bieten hat. Es gibt viele Kirchen und Kathedralen mit zwei Türmen, aber die zwei Spitzen im alten Logo waren sehr dezent und trotzdem wusste jeder: 'Ah, das ist Köln. Das ist der Kölner Dom'", sagte der Kölner Stadtdechant Robert Kleine bei domradio.de. Eine ähnliche Debatte habe es vor einigen Jahren gegeben, als die Kölner Messe den Dom aus ihrem Logo entfernt habe. "Ich frage mich, ob es so gut ist, den Dom verschwinden zu lassen", so Kleine wörtlich. Er sei jedoch zuversichtlich, dass der Dom auch die nächsten zehn Stadt-Logos überstehen werde.
Dass das neue Markenzeichen, wie von manchen Kritikern vermutet, ein Zeichen für die fortschreitende Säkularisierung auch im einst so katholischen Köln sein könnte, bezweifelte Kleine jedoch. "Ich glaube, man will einem Trend folgen und mit der Zeit gehen. Alles wird irgendwie versachlicht und in dem Zug ist der Dom rausgeflogen. Andere Städte nehmen ihre Sehenswürdigkeiten schon wieder in ihre Logos rein und sind stolz, dass sie etwas haben, mit dem man Werbung machen kann", erklärte der Geistliche. Zwar bestehe Köln natürlich nicht nur aus dem Dom, sondern auch aus seinen Vierteln und seiner Kulturszene. "Das steht für mich aber alles hinter dem Dom. Denn der Dom steht für Köln. Das wird in so vielen Lieder besungen, nicht nur im Karneval", so Kleine.
Trotz der lautstarken Kritik, die sich auch in zahlreichen Kommentaren in den sozialen Netzwerken zeigt, will die Stadt nicht von ihren Plänen abrücken. "Die Änderung des Markenauftritts ist beschlossene Sache", sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Und weiter: "Das umfasst auch das neue Logo – da wird es keine nachträgliche Änderung geben." Man müsse den überarbeiteten Markenauftritt zudem in Gänze sehen.
"Christlicher geht es kaum"
Was das mit Blick auf die Domspitzen genau bedeutet, hat die Kommune in ihrer Pressemitteilung näher erläutert. Demnach verschwinden die beiden Türme der Kathedrale gar nicht aus dem Markenauftritt – vielmehr sollen sie eine "neue und prominente Funktion" erhalten. Der Dom sei zukünftig auf allen Plakaten, Broschüren, Aushängen und Social-Media-Beiträgen als "wiederkehrendes Kommunikationsmerkmal" zu sehen, heißt es in der Mitteilung der Stadt. Das bestätigte gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger" auch der an der Entwicklung des neuen Logos beteiligte Kommunikationsexperte Christian Boros: "Wenn die Stadt zum Beispiel einen Social-Media-Post macht, dann ist oben als Absender das neue Logo der Verwaltung als Hoheitszeichen mit dem doppelköpfigen Adler und ohne Dom abgebildet. Unten steht aber der weiß ausgeklinkte Dom in der roten Textfläche. Damit ist der Dom mehr Teil des Inhalts."
Die Stadt bekräftigte inzwischen zudem, dass religiöse Gründe für das Entfernen des Doms aus dem Logo keine Rolle gespielt hätten. "Die christliche Geschichte Kölns ist weiterhin drin im Logo – in Form unseres Stadtwappens", sagte der Stadtsprecher der dpa. Darin tauchten die drei Kronen auf, die an die Heiligen Drei Könige erinnerten. Sein Fazit: "Christlicher geht es kaum." Ob das die Kritiker des neuen Logos besänftigen kann, ist allerdings fraglich.