Studie: Christlicher Glaube spielt bei jungen Menschen kaum noch Rolle
Laut einer Studie sind nur noch 43 Prozent der Menschen in Deutschland unter 29 Jahren christlich und viele davon glauben nicht an einen persönlichen Gott. "Das ist eine Herausforderung für die christlichen Kirchen nachzudenken, wie sie Sinngebungsstrukturen entwickeln, die die jungen Leute erreichen und die jenseits der traditionellen liturgischen Grundsätze liegen", sagte der Jugendforscher Klaus Hurrelmann am Dienstag bei der Vorstellung der neuen Trendstudie "Jugend in Deutschland – Sommer 2022" in Berlin. Junge Leute seien keine unreligiösen Menschen, "aber die christlichen Kirchen in ihrer gegenwärtigen Verfassung erreichen sie nicht", so Hurrelmann.
Jugendforscher Simon Schnetzer wies zudem auf einen Unterschied zwischen Muslimen und Christen hin. Während bei den Befragten, die sich als muslimisch bezeichnen, 52 Prozent angaben, dass Glaube etwas Wichtiges in ihrem Leben sei, stimmten dem nur 25 Prozent der befragten jungen Christen zu. In der repräsentativen Umfrage wurden den Angaben zufolge im März bundesweit 1.021 junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren befragt. Die Gleichzeitigkeit von Krisen wie Ukaine-Krieg, Klimawandel und Corona-Pandemie drücke die Grundstimmung der Jugend in Deutschland, heißt es. Junge Menschen blieben im Dauerkrisen-Modus.
Während Religion und insbesondere der christliche Glaube kaum noch eine Rolle für die Krisenbewältigung spiele, würden vor allem die sozialen Kontakte wie Familie, Freunde und die soziale Umgebung den jungen Menschen helfen, sagte Hurrelmann. Auch Aktivitäten, die man selbst steuere, würden als hilfreich und sinnvoll empfunden. Glaube und Religion stünden dagegen an letzter Stelle einer langen Liste, so Hurrelmann. Der Forscher rief insbesondere die christlichen Kirchen zu mehr Veränderungsfähigkeit auf, um jungen Menschen bei der Krisenbewältigung Orientierung zu geben. (tmg/KNA)