Franziskus warnt Patriarch davor, "Ministrant Putins" zu werden

Patriarch Kyrill: Russland hat nie jemanden angegriffen

Veröffentlicht am 03.05.2022 um 17:06 Uhr – Lesedauer: 

Moskau ‐ Patriarch Kyrill I. ist ein enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Deshalb verwundert es nicht, dass er den Krieg Russlands in der Ukraine unterstützt. Doch für den Kirchenführer handelt es sich dabei um Verteidigung.

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Russland hat laut dem orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill I. noch nie einen Angriffskrieg geführt. "Wir wollen gegen niemanden Krieg führen, Russland hat nie jemanden angegriffen", sagte das Kirchenoberhaupt am Dienstag in der Erzengel-Michael-Kathedrale im Moskauer Kreml. Es sei "erstaunlich, dass dieses große und mächtige Land nie jemanden angegriffen hat - es hat nur seine Grenzen verteidigt".

Gott möge dafür sorgen, dass Russland weiter stark und mächtig bleibe und von Gott geliebt werde, so Kyrill I. Er bat auch die in der Kathedrale begrabenen Heiligen um Beistand für das Riesenreich, "dass unsere heiligen Grenzen unbezwingbar sind, dass wir immer die Weisheit, die Kraft und die Ehre haben, sie notfalls zu verteidigen".

Patriarch Kyrill auf Linie von Präsident Putin

Die russisch-orthodoxe Kirche beging am Dienstag den "Tag der Freude", an dem der Toten gedacht wird. In der Erzengel-Michael-Kathedrale wurden vom 14. Jahrhundert bis 1730 Dutzende russische Herrscher beigesetzt, die teils von der Kirche als Heilige verehrt werden.

Kyrill I. sorgt mit Äußerungen zu Russlands Angriffskrieg auf Linie des Kreml-Chefs Wladimir Putin besonders in der Ukraine seit Wochen für Entsetzen. Den Militäreinsatz rechtfertigte er als "metaphysischen Kampf" des Guten gegen das Böse aus dem Westen.

Papst Franziskus hatte Kyrill I. in einem am Dienstag veröffentlichten Interview davor gewarnt, aufgrund seiner Unterstützung für den russischen Angriff auf die Ukraine zum "Ministranten Putins" zu werden. Bei einer Video-Konferenz der beiden Kirchenmänner Mitte März habe Kyrill die ersten 20 Minuten lang mit einer Karte in der Hand die Gründe des Krieges erklärt. "Ich habe ihm zugehört und gesagt: 'Davon verstehe ich überhaupt nichts. Bruder, wir sind keine Staatskleriker und dürfen nicht die Sprache der Politik, sondern müssen die Sprache Jesu sprechen'", so Franziskus. (rom/KNA)