Abtei bietet Werke auf internationalem Kunstmarkt zum Verkauf an

Kulturministerium mahnt: Marienthaler Psalter für Sachsen bewahren

Veröffentlicht am 11.05.2022 um 14:18 Uhr – Lesedauer: 

Dresden/Ostritz ‐ Das Kloster Sankt Marienthal bietet derzeit Werke aus seiner Bibliothek über einen Handschriftenhändler auf dem internationalen Kunstmarkt an – darunter den wertvollen Marienthaler Psalter. Das sächsische Kulturministerium ist nicht einverstanden.

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Das sächsische Kulturministerium dringt auf einen Verbleib des Marienthaler Psalters und weiterer mittelalterlicher Handschriften im Freistaat. Wie das Ministerium am Mittwoch auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) angab, ist es seit dem vergangenen Jahr mit der Zisterzienserinnenkloster Sankt Marienthal darüber im Gespräch. Die bei Ostritz an der Neiße gelegene Abtei bietet die Werke aus ihrer Klosterbibliothek derzeit über einen Handschriftenhändler auf dem internationalen Kunstmarkt zum Verkauf an.

"Es wäre ein unersetzbarer Verlust"

"Wir haben appelliert, sich mit uns wieder an einen Tisch zu setzen", erklärte das Ministerium weiter. "Wir möchten gern das Ziel weiterverfolgen, dieses für die sächsische Geschichte so bedeutsame Kulturgut zu bewahren. Es wäre ein unersetzbarer Verlust, wenn diese herausragenden Werke nicht mehr öffentlich zugänglich sind."

Der Marienthaler Psalter ist eine nach Expertenangaben zu Beginn des 13. Jahrhunderts geschaffene und reich illustrierte Handschrift mit Texten der biblischen Psalmen. Demnach befindet sie sich seit der Reformationszeit im Kloster Sankt Marienthal, der ältesten ununterbrochen bestehenden Zisterzienserinnenabtei in Deutschland. Fachleute sehen in dem Marienthaler Psalter ein Werk von europäischem Rang.

Das Kloster Sankt Marienthal wurde 1234 gegründet und blieb auch nach der Reformation katholisch. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, während der Säkularisation, widersetzten sich die Schwestern erfolgreich einer staatlichen Aufhebung ihres Klosters. Nach der Festlegung der Oder-Neiße-Grenze 1945 verlor der Konvent ein Drittel seines Grundbesitzes im heutigen Polen. Es gelang ihm aber, bei der Bodenreform in der DDR einer Enteignung zu entgehen. Bundesweit bekannt wurde das Kloster im Jahr 2010, als ein Neiße-Hochwasser dort Schäden in Millionenhöhe verursachte. (tmg/KNA)