"Dass Christen Christen bekämpfen, darf nicht sein"

Anselm Grün kritisiert Putin und russisch-orthodoxe Kirche scharf

Veröffentlicht am 17.05.2022 um 11:14 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg ‐ "Es ist sehr bitter, dass sich Kyrill von Putin derart missbrauchen lässt und den Krieg rechtfertigt": Zum Ukraine-Krieg und der Rolle der russisch-orthodoxen Kirche findet Benediktinerpater Anselm Grün deutliche Worte – und er verteidigt den Papst.

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Benediktinerpater und Bestseller-Autor Anselm Grün hat Russlands Präsident Wladimir Putin vorgeworfen, die Kirche in seinem Land für den Krieg gegen die Ukraine zu missbrauchen. Putin benutze den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. für seine Kriegspropaganda, sagte der bekannte Mönch der Benediktinerabtei Münsterschwarzach der "Augsburger Allgemeinen" (Dienstag).

"Es ist sehr bitter, dass sich Kyrill von Putin derart missbrauchen lässt und den Krieg rechtfertigt – noch dazu, wo es in der Ukraine auch viele russisch-orthodoxe Christen gibt", kritisierte Grün. "Es tut einfach weh, wenn er im Namen des Glaubens Krieg rechtfertigt", betonte Grün. "Dass Christen Christen bekämpfen, darf nicht sein", fügte der 77-Jährige hinzu.

Waffenlieferungen und Verhalten des Papstes

Der Benediktinerpater verteidigte zugleich die Waffenlieferungen aus Deutschland in die Ukraine. "Ich will natürlich keine weitere Eskalation, aber es ist auch wichtig, die Ukraine zu unterstützen", sagte Grün. "Wichtig ist mir, dass man auf jeden Fall beide Wege geht: Verhandlungen und Waffenlieferungen", betonte er. "Mit Waffenlieferungen allein schafft man nur noch mehr Unheil."

Grün verteidigte zugleich die Zurückhaltung von Papst Franziskus, Putin nicht klarer als Aggressor zu benennen. "Das gehört zur Diplomatie", sagte der Ordensmann. "Er bemüht sich aber tatsächlich sehr um einen Frieden. Er hat auch schon versucht, mit Putin in Moskau sprechen zu können. Der lehnte das Angebot ab." Der Papst sieht sich seit Wochen der Kritik ausgesetzt, sich nicht deutlich genug zum Ukraine-Krieg zu äußern und zu wenig in dem Konflikt zu tun. In einem vielbeachteten Interview hatte er Anfang Mai betont, dass er für Gespräche mit Putin nach Moskau reisen wolle und ein entsprechendes Angebot bislang unbeantwortet geblieben sei. (tmg/KNA)