Es summt und sirrt
Gesteuert wurden die Drohnen und Multikopter von einem Piloten am Boden. Das war zwingend erforderlich, erzählt Jörg Sperner von der Kölner Dombauhütte. Immerhin müsse man für einen solchen Flug nicht nur die Genehmigung der Stadt, sondern auch die des Luftfahrtbundesamtes einholen. Von heute auf morgen lassen sich solche Projekte also nicht realisieren: "Mit einer Vorlaufzeit von vier bis zwölf Wochen sollte man schon rechnen", gibt er zu bedenken.
In Landshut musste sogar die Naturschutzbehörde für den Einsatz kontaktiert werden. Der Grund: Im Kirchturm – mit 130 Metern immerhin das weltweit höchste Gebäude in Ziegelbauweise - nistet derzeit ein Wanderfalken-Pärchen. Doch es gab keine Einwände seitens der Behörde; die Tiere seien außerhalb der Balz- und Brutzeit tagsüber auf Nahrungssuche außerhalb der Stadt unterwegs, hieß es in einer Pressemitteilung der Erzdiözese München-Freising.
Bis zu zwei mal zwei Meter große Drohnen
Wer eine Drohne fliegen lässt, muss auch bestimmte Sicherheitsvorkehrungen beachten: In Landshut hat man dafür den Turm der Martinsbasilika sogar mit einer Sicherheitszone von 20 Metern ausgestattet. Befürchtungen, dass wirklich etwas passieren könnte, hatten die Verantwortlichen aber nicht: "Die Drohnen sind so programmiert, dass sie sicher landen, sollte die Verbindung mit der Funkfernbedienung abbrechen", erklärt Ursula Hinterberger, Pressesprecherin des Erzbistums München-Freising. Nichtsdestotrotz mussten die Gäste der umliegenden Straßencafés für die Flüge weichen.
Auch in Köln wurde der Start- und Landebereich "großräumig abgesperrt", berichtet Sperner. Denn klein sind die Drohnen nicht: So hatten sie in Landshut eine Größe von bis zu zwei mal zwei Meter. Weil die Leistung der Akkus aus Gewichtsgründen begrenzt ist, stiegen die Drohnen in Landshut mehrmals auf, fotografierten eine Seite des Turms und landeten wieder. Spektakuläre Flugmanöver waren aber nicht erforderlich, sagt Hinterberger.
Die Drohneneinsätze gehören zu den ersten in der deutschen Diözesenlandschaft. Bisher wurde für eine Begutachtung meist auf Gerüste oder Hebebühnen zurückgegriffen. Die Verwendung der Fluggeräte sei aber kostengünstiger und einfach zu realisieren, sagt Hinterberger. Dem stimmt auch Sperner zu. "Ein Gerüst in der Höhe wie wir es gebraucht hätten, hätte viel mehr gekostet", sagt er. Der Multikopter hatte in Köln Teile des Südturms fotografiert und war dafür in Höhen von bis zu 157 Metern geflogen. Gekauft sind die Drohnen aber nicht: In beiden Fällen wurde auf das Fachwissen von spezialisierten Firmen zurückgegriffen.
Nun werden die Bilder geprüft
Sowohl in Köln als auch in Landshut hatten die Piloten, die die Drohnen und Multikopter per Funkfernbedienung vom Boden aus steuerten, Unterstützung von Fotografen oder Kameramännern. Die haben sich wiederum – ebenfalls mit Hilfe einer Funkfernbedienung – um Bild- und Videoaufnahmen gekümmert und den Auslöser gedrückt. Für Hinterberger liegt ein Vorteil der Drohnen- und Multikoptereinsätze klar auf der Hand: "Die Kameras an den Drohnen liefern uns entzerrte Bilder." Mit diesen könne nun genau geprüft werden, wo welche Schäden vorhanden sind.
Im Falle der Martinsbasilika, die schon seit mehreren Jahren saniert wird, handelt es sich dabei hauptsächlich um Witterungsschäden, Abplatzungen oder Bewuchs. Die Schäden am Südturm des Kölner Doms sind ähnlich. Hier hat die Dombauhütte vor allem die Engelfiguren in 75 Metern Höhe im Blick: Sie zeigten "bedenkliche" Verwitterungsspuren, heißt es in einer Pressemitteilung. Herausragende Teile wie Hände oder Flügel drohten langfristig abzufallen. Gefahr besteht aber nicht: Loses Gestein wurde bereits abgenommen oder durch Netze geschützt. In beiden Bistümern sind nun Experten damit beschäftigt, die Bilder mit Hilfe von Software auszuwerten. Davon hängt ab, ob auch an anderen Kirchtürmen in Deutschland bald Drohnen entlang surren.
Von Sophia Michalzik