Ordensobernkonferenz gibt Ausblick auf das Jahr der Orden

Vom gottgeweihten Leben

Veröffentlicht am 21.11.2014 um 00:00 Uhr – Von Theresia Lipp – Lesedauer: 
Vom gottgeweihten Leben
Bild: © KNA
Orden

München ‐ Anlässlich des Jahres der Orden wollen deutsche Gemeinschaften auf ihre Vielfalt aufmerksam machen - und auch an ihrer Präsenz arbeiten.

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"Wir möchten dieses Jahr dazu nutzen, auf die Vielfalt des Ordenslebens in Deutschland aufmerksam zu machen", sagt Sr. Regina Pröls. Das Jahr der Orden steht unter dem Leitspruch "Für Gott. Für die Menschen." Laut der Franziskanerin aus Vierzehnheiligen werde darin auf zwei Dimensionen des Ordenslebens verwiesen: die besondere Beziehung der Ordensleute zu Gott und zu den Menschen.

Dass ausgerechnet Papst Franziskus das "Jahr des gottgeweihten Lebens" ausgerufen hat , ist für Hermann-Josef Kugler kein Zufall. "Als Jesuit kennt er die Landschaft der Ordensgemeinschaften von innen her und als Papst hat er die Ordensgemeinschaften als Teil der Gesamtkirche im Blick", so der Prämonstratenser.

Klöster sollen sich öffnen

Kugler betont, dass Franziskus sich oft zu der Frage äußere, was das Ordensleben ausmache. Dabei finde er häufig sehr mahnende Worte. "Papst Franziskus erinnert uns Ordensleute immer und immer wieder daran, dass der Kern dieses Lebensmodells eine Beziehung zu Gott und der Wunsch ist, Jesus nachzufolgen", berichtet er. Dem Papst sei es wichtig, dass die Klöster sich öffneten und nicht zu einem Teil einer kirchlichen "Kuschelecke" würden.

Bild: ©DOK

V.l.n.r.: Sr. Regina Pröls, Abt Hermann-Josef Kugler und Sr. Agnesita Doble sind Mitglieder der Ordensobernkonferenz.

Dass dieser Appell in Deutschland tatsächlich umgesetzt wird, macht er am Beispiel des Einsatzes vieler Ordensleute für einen würdevollen Tod deutlich. "Das erste Kinderhospiz in Deutschland wurde von Franziskanerinnen gegründet", erzählt er. Mit solchen Initiativen spielten die Ordensgemeinschaften in der aktuellen Debatte um ärztlich assistierten Suizid eine große Rolle. Ebenso stellten Klöster zahlreiche Unterkünfte für Flüchtlinge zur Verfügung.

Überalterte Gemeinschaften

Doch auch die gegenwärtige Situation hat die DOK im Blick: "Ich sage Ihnen nichts Neues, wenn ich darauf hinweise, dass der Altersdurchschnitt in vielen Ordensgemeinschaften sehr hoch ist", benennt Kugler das Hauptproblem. Die Zahl der Ordensfrauen habe sich beispielsweise in den vergangenen 20 Jahren etwa halbiert. Sr. Regina Pröls warnt aber davor, sich vom Bedauern über die aktuelle Lage leiten zu lassen: "Ordensleben gelingt auch mit wenigen Leuten gut", sagt sie und strahlt.

Besonders wichtig sind ihr die zunehmenden Laiengemeinschaften, die an die Orden angegliedert sind. Diese Frauen und Männer verbleiben in ihrem privaten Leben, kommen aber beispielsweise zum Chorgebet oder zu Vorträgen ins Kloster. Gleichzeitig unterstützen sie die Gemeinschaft durch tatkräftige Hilfe bei Veranstaltungen. So entstehe eine Wechselwirkung, bei der die Laien auch das Gebetsleben der Schwestern bereicherten. "Wir sind nicht die spirituellen Profis, die Menschen bringen ihre Spiritualität mit in unsere hinein", betont Pröls.

Die beiden sind sich einig, dass die Verkleinerung der Ordensgemeinschaften dazu beitragen kann, das eigene Profil neu zu schärfen. Auch dazu sei das Jahr der Orden da. Warum überhaupt so wenige Menschen heutzutage in einen Orden eintreten, erklärt Kugler zunächst mit dem allgemeinen demographischen Wandel: "Weil es weniger Kinder gibt, gibt es auch weniger potentielle Klostereintritte." Noch wichtiger aber scheint ihm die generelle Glaubenskrise zu sein. Daher bestünde die größte Herausforderung darin, Menschen in Beziehung zu Gott zu bringen und Orte zu schaffen, wo sie Gotteserfahrungen machen können.

Kein "Franziskus-Effekt"

Die Tatsache, dass der Papst in dieser schwierigen Lage keinen "Franziskus-Effekt" ausgelöst hat, sieht Prämonstratenserabt Hermann-Josef Kugler gelassen. "Es hängt nicht an einer Person, ob jemand eine Ordensberufung verspürt", erklärt er. Es brauche zwar Vorbilder, wichtiger sei jedoch die persönliche Gottesbeziehung. Dafür aber könne durchaus die Atmosphäre, die vom neuen Papst ausgeht, ein guter Nährboden sein.

Das Jahr der Orden wird von zahlreichen Veranstaltungen begleitet, darunter ein ökumenisches Treffen und Tage für junge Ordensleute in Rom sowie eine internationale Gebetskette, die am 8. Dezember in verschiedenen Teilen der Welt eröffnet wird. Aber auch existierende Klischees über Klöster wollen die Ordensgemeinschaften kreativ aufgreifen. So stellen beispielsweise im Kloster Neustadt an drei Abenden Angehörige unterschiedlicher Gemeinschaften die Qualität ihrer Klosterküche unter Beweis. Beim anschließenden Abendessen soll dann der Austausch über die Ordensspiritualität im Mittelpunkt stehen.

Pünktlich zur Eröffnung des Jahres der Orden wurde die Internetseite www.orden.de überarbeitet. Das neue Design soll die Besucher dazu einladen, nach geistlichen Orten zu suchen und sich über das Ordensleben zu informieren. Auch im Bereich der Sozialen Medien sind weitere Aktionen geplant. Genauere Informationen dazu gebe es aber erst zu einem späteren Zeitpunkt, so Sr. Regina Pröls.

Zahlen und Fakten zum Thema "Orden"

Rund 19.300 Ordensfrauen und knapp 4.700 Ordensmänner, davon rund 3.140 geweihte Priester, leben laut Ordensoberenkonferenz (Stand Ende 2012) in Deutschland. Diese verteilen sich auf 1.627 klösterliche Niederlassungen bei den Frauen und 461 bei den Männern. Die Zahl der eingetragenen Frauenorden liegt bei 324, die der Männerorden bei 109. Bei den Mitgliederzahlen stehen bei Männern und Frauen die Benediktiner an erster Stelle, gefolgt von den Franziskanern. Bei den Männern sind 45 Prozent jünger als 65 Jahre und 55 Prozent älter. Die Frauen sind in großer Mehrheit älter als 65 Jahre (84 Prozent), nur 16 Prozent sind unter 65 Jahre alt. In Frauen- und Männerorden sinkt die Zahl der Mitglieder. Bei den Frauen waren es Ende 2011 noch rund 1.000 und bei den Männern 100 mehr als 2012. Dabei gab es 2012 insgesamt 83 männliche und 104 weibliche Neuanwärter, Novizen.
Von Theresia Lipp