Ein Heiliger für alle Fälle
Farbenfrohe Bildnisse auf Holz, aus Metall und Buchmalereien sind dabei. Sie zeigen Nikolaus in immer derselben Gestalt: Ein Mann mit extrem hoher Stirn, kurzem Vollbart und Bischofsgewand. "Die Maler mussten sich an das Urbild halten", berichtet Eva Haustein-Bartsch, die Leiterin des Museums - schließlich sollte der Heilige ja wiedererkannt werden. Allenfalls das Bischofsgewand änderte sich mal. Das älteste Exponat der Schau stammt aus dem 11. oder 12. Jahrhundert. Die meisten Ausstellungsstücke datieren aus der Zeit zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert.
Nach der Überlieferung war Nikolaus im 4. Jahrhundert Bischof von Myra in Lykien, einem Ort an der heutigen türkischen Südküste. Viel weiß man nicht über ihn. Und offenbar wurden später Berichte über einen anderen Nikolaus, einen Abt, mit denen des Älteren vermischt. "Weil man über sein Leben nicht viel weiß, konnte man ihm besonders viele Wunder zuschreiben", sagt die Chefin des Museums.
Der Wundertäter schlechthin
Es waren so viele Begebenheiten, dass man ihn als den Wundertäter schlechthin bezeichnete. Am meisten verehren Nikolaus die Seefahrer. Deshalb ist er auch Patron für alle Reisenden. Die Geschenke am Nikolaustag gehen auf eine andere Legende zurück. Nikolaus soll auch drei Töchter eines verarmten Nachbarn vor der Prostitution gerettet haben. Denn er kam für ihre Mitgift auf, indem er nachts Goldkugeln in das Zimmer der Mädchen warf. In Russland soll er auch eine Stadt vor den Tartaren gerettet haben.
Im Westen muss der heilige Nikolaus heute oft als Vorbild für den Weihnachtsmann mit roter Zipfelmütze herhalten. Allerdings haben die historische Person des Nikolaus und die kommerzielle Kunstfigur Weihnachtsmann nichts miteinander zu tun. Während der Weihnachtsmann um das Jahr 1900 vom amerikanischen Brausehersteller Coca-Cola verbreitet wurde, gehört Nikolaus von Myra tatsächlich zu den großen Gestalten der frühen Christenheit. Ein russisches Sprichwort, so Museumsleiterin Haustein-Bartsch, unterstreiche dessen große Popularität: Wenn Gott einmal sterbe, würde man den heiligen Nikolaus zu seinem Nachfolger wählen.
Großer Museumsfundus
Ein Bild des stets hilfsbereiten und menschenfreundlichen Heiligen wollten auch Reisende gerne bei sich haben. In der Ausstellung in Recklinghausen sind deshalb auch viele kleine, robuste Ikonen aus Metall zu sehen, die im Gepäck mitgenommen oder um den Hals gehängt wurden. Auch diese Exponate stammen aus dem großen Fundus des Museums. Es besitzt nach eigenen Angaben die bedeutendste und umfangreichste Sammlung ostkirchlicher Kunst außerhalb der orthodoxen Länder. (stz/dpa)