Der wahrhaft ökumenische Preisträger
Der 80 Jahre alte Steffensky ist ein bekannter kirchlicher Publizist und ein gefragter Redner auf großen christlichen Treffen. "Seit vielen Jahren versteht es Steffensky, den Gauben in sprachliche Formen zu gießen, die das Herz berühren, die Mut machen, Freude wecken und neue Horizonte erschließen", heißt es zur Begründung des Predigtpreises in der Kategorie Lebenswerk.
Konflikt mit dem Kölner Erzbistum
Er ist eben weitaus mehr als nur der Ehemann von Dorothee Sölle (1929-2003), der ebenso berühmten wie umstrittenen evangelischen feministischen Theologin. Geboren am 7. Juli 1933 in Rehlingen-Siersburg als Edmund Steffensky wuchs im er katholischen Saarland auf, studierte Theologie und trat bei den Benediktinern in Maria Laach ein. Seinen Ordensnamen Fulbert behielt er bei, als er nach 13 Jahren austrat und zum protestantischen Glauben konvertierte. 1969 war das, ein Jahr nach der Studentenrevolte und wenige Jahre nachdem er Dorothee Sölle auf einer interreligiösen Tagung in Jerusalem kennengelernt hatte.
Ganz friedlich lief die Konversion des Ex-Mönchs nicht ab. Laut dpa stellte das Erzbistum Köln Strafantrag wegen übler Nachrede und Verleumdung gegen Steffensky. Der Grund waren seine Äußerungen zu seinem Kirchenaustritt. Der frühere Ordensmann sagt, er habe in dieser Zeit viele Freunde verloren - und "eine Menge Freunde gewonnen". Katholiken, die diesen Schritt gebilligt und verstanden haben, hätten ihm damals sehr geholfen, sagte er dem Bayerischen Rundfunk. "Ich lebe zwischen den Heimaten, also zwischen der katholischen und der evangelischen Heimat", sagt Steffensky über sich.
Er pflegt die Sprache
Gemeinsam mit Heinrich Böll und anderen veranstalteten Sölle und Steffensky beim Katholikentag 1968 in Essen ein "Politisches Nachtgebet", das später monatlich in der evangelischen Antoniterkirche in Köln gefeiert wurde. Geheiratet hatten beide am 24. Oktober 1969. Sie teilten ihr Leben bis zu Sölles Herzinfarkt und Tod bei einer Vortragsreise vor zehn Jahren. Während sie voller Engagement versuchte, die Welt zu verändern, war er gerne mit dem Haushalt und der Kindererziehung beschäftigt. Während sie eher radikal argumentierte, pflegte er eher eine sanfte, religiöse Sprache. Sein Freund, der Hamburger Theologe Hans Jürgen Benedict, spricht von einer Fähigkeit Steffenskys, etwas so schön zu sagen, dass es die Menschen "für den Moment dann auch tröstet und im Glauben befestigt".
Rede und Gegenrede zwischen Ehemann und Ehefrau
Wenn das Ehepaar gemeinsam Vorträge hielt, dann oft in Form einer Meinungsverschiedenheit: In Rede und Gegenrede reagierten sie vor dem Publikum aufeinander. Beheimatet waren sie seit 1975 in Hamburg, wo er bis 1998 an der Universität Religionspädagogik lehrte. Inzwischen lebt die gemeinsame Tochter in dem Haus; Steffensky wohnt seit 2011 mit seiner zweiten Frau Li Hangartner in Luzern. Dort leitet die katholische Theologin Veranstaltungen in einem Bildungshaus. Steffensky spricht von einer "charmanten Rückkehr" zur Welt des Katholizismus. "Ich bin froh, dass ich Protestant bin, aber ich schätze diese katholische Welt sehr", sagte er dem WDR. Abwechselnd besuchten sie mal evangelische und mal katholische Gottesdienste. Steffensky besucht regelmäßig Deutschland und hält hin und wieder theologische und spirituelle Vorträge. So gestaltete er am Dienstagabend in Bonn die Vorabendvesper zur Verleihung des Predigtpreises.
Von Agathe Lukassek