Pilgerin mit zwei Herzen

In dem Historiendrama "Die Pilgerin" macht sich eine junge Frau aus dem Süddeutschen auf eine gefährliche und abenteuerliche Reise. Sie will den letzten Wunsch ihres Vaters erfüllen und sein einbalsamiertes Herz nach Santiago de Compostela bringen. Er wähnt sich in tiefer Schuld, weil er für den Tod eines Menschen verantwortlich war.
Das ZDF strahlt den Historien-Zweiteiler "Die Pilgerin" von Don Schubert, Khyana el Bitar, Sebastian Orlac, Marc Seng (Drehbuchautoren) am 5. und 6. Januar jeweils um 20.15 Uhr aus. Die Drehbücher entstanden nach dem gleichnamigen Roman von Iny Lorentz, Autor von "Die Wanderhure". Regie führte Philipp Kadelbach. Im Anschluss an den ersten Teil folgt um 21.45 Uhr die Dokumentation "Der Weg der Pilgerin - Unterwegs nach Santiago de Compostela".
Aufwendig inszenierte Intrigen
Der wohlhabende Kaufmann Willinger aus der Freien Reichsstadt Tremmlingen war überzeugt, dass Gott ihm nur vergeben würde, wenn sein Herz in der heiligen Erde des berühmten Pilgerortes beerdigt würde, so der Inhalt des TV-Films. Seine Tochter Tilla (Josefine Preuß) will das Vermächtnis ihres geliebten Vaters gegen alle Widerstände erfüllen: Sie schneidet ihm das Herz aus der Brust und macht sich heimlich auf den weiten Weg nach Santiago. Ihr machtgieriger Bruder Otfried (Volker Bruch) hatte sich geweigert, den letzten Wunsch zu erfüllen. Er hasste seinen Vater und erstickte ihn im Krankenbett.
Josefine Preuß spielt als "Tilla" die Hauptrolle in dem ZDF-Film "Die Pilgerin".
Tilla flieht aus ihrer Heimatstadt, verfolgt von einem Handlanger ihres Bruders. Als Junge verkleidet schließt sie sich der Pilgergruppe des tiefgläubigen Vater Thomas an. Die Pilger geraten von Tag zu Tag in größere Schwierigkeiten. Sie werden verfolgt, von Räubern überfallen und von Kreuzrittern gefangen. Als schließlich noch das Herz verloren geht, scheinen alle Anstrengungen vergeblich gewesen zu sein.
Der Zweiteiler ist aufwendig und mit viel Sinn für Details inszeniert. Das in Prager Studios nachgebaute Mittelalter wirkt glaubwürdig und führt die Betrachter in eine Welt von sozialer Härte, Angst und Grausamkeit. Die Bilder des Regisseurs Kadelbach gehen unter die Haut und zeigen ein extremes Mittelalter - dunkel, dreckig und imposant, wie die Macher betonen.
Eindrucksvolle Inszenierung
Die eindrucksvolle Inszenierung steht im Gegensatz zu den Texten des zugrundeliegenden Romans von Iny Lorentz, die oft den nötigen Tiefgang vermissen lassen. Hinter dem Pseudonym Iny Lorentz steckt das Schriftstellerehepaar Iny Klocke und Elmar Wohlrath, die auch andere Mittelalter-Bestseller schrieben. Sie halten sich in "Die Pilgerin" weitgehend an die historischen Vorgaben. Den Jakobsweg etwa fuhren sie zum großen Teil mit dem Auto ab, wie sie in einem Interview erzählen, um sich die Stellen, um die es im Buch ging, genauer anzusehen.
Im Anschluss an den ersten Teil zeigt das ZDF die ergänzende Dokumentation "Der Weg der Pilgerin - Unterwegs nach Santiago de Compostela" von Bernhard von Dadelsen. Der Autor erzählt die Geschichte des Jakobsweges und schildert sie als "ein universelles Stück Weltkultur, das seit 1.200 Jahren Millionen von Menschen lockt und inspiriert". Er kontrastiert die Historie mit dem heutigen Gesicht des Jakobsweges, der in den letzten Jahren zu einem neuen Anziehungspunkt für Pilger und Touristen geworden ist.
Von Heide-Marie Göbbel (KNA)