Buchautorin Claudia Nieser über theologische Themen der Serie "Star Trek"

Wie im Himmel, so auf der Enterprise

Veröffentlicht am 22.02.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Theologie

Bonn ‐ Dieses Wochenende ist es in Frankfurt intergalaktisch: Die "Trekkies", Fans von der weltbekannten Fernsehserie "Raumschiff Enterprise", treffen sich zum nach eigenen Angaben größten Fantreffen, das es jemals in Deutschland gegeben hat. Sogar William Shatner alias Captain Kirk ist dabei. Auch die promovierte Theologin Claudia Nieser gehört zu den Trekkies. Von ihr erscheint im März ein Buch über die theologischen Fragen, die "Star Trek" aufwirft.

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Frage: Frau Nieser, was ist der Unterschied zwischen Himmel und Weltraum?

Nieser: Zunächst einmal befinden sich beide "über unsere Köpfen", zu beiden blickt man nach oben. Der Begriff Himmel kann im Unterschied zum Weltraum aber auch eine religiöse Bedeutung haben: Religionen verbinden damit das "Jenseits" oder die Gemeinschaft mit Gott. Das gilt für den Weltraum nicht. Er ist nicht Gegenstand des Glaubens, sondern vor allem Gegenstand der Wissenschaft.

Frage: Gibt es den Unterschied zwischen Himmel und Weltraum in Star Trek?

Nieser: Mit "Himmel" ist in Star Trek immer der Weltraum gemeint. Übrigens hat der Weltraum in Star Trek meiner Meinung nach ähnliche "Eigenschaften", die Gott für gläubige Menschen hat. Gläubige Menschen sagen: Gott ist "im Himmel", er ist transzendent, er übersteigt unsere Wirklichkeit. Das gilt in Star Trek für den Weltraum: Er wird im berühmten Vorspann der Serie mit Begriffen wie "unendliche Weiten" oder im englischen Original "letzte Grenze" ("final frontier") bezeichnet. Hier ist also der Weltraum das, was die menschliche Wirklichkeit übersteigt.

Frage: In Star Trek geht es ja darum, dass es Leben außerhalb der Erde gibt. Können Sie sich das auch in der Realität vorstellen?

Nieser: Bedenkt man, wie unendlich viele Sonnen und Planeten es im Universum gibt, ist dies durchaus vorstellbar. Eine andere Frage ist allerdings, ob Menschen jemals in Kontakt mit außerirdischen Lebensformen kommen. Die Entfernungen sind riesig. Dass es auf anderen Planeten Leben gibt, kann ich mir also vorstellen, aber es wird für uns möglicherweise nie relevant.

Bild: ©Christa Klepp/Bonifatiuswerk

Die Theologin Claudia Nieser.

Frage: Was fasziniert Sie an Star Trek?

Nieser: Es ist eine gut gemachte Serie mit tollen, häufig witzigen Stories. Die Personen sind originell und sympathisch. Es sind außerirdische Figuren dabei, die unsere Vorstellung von intelligentem Leben erweitern. Und dann sind da natürlich die vielen Themen, die mich als Theologin interessieren.

Frage: Was für Themen sind das?

Nieser: Das sind zum Beispiel ethische Themen wie die Frage nach dem Leben und das, was es charakterisiert. Raumschiffcrews stoßen im Weltall ständig auf neue Lebensformen, was dazu anregen kann, über das eigene Verständnis von Leben nachzudenken. Es gibt in Star Trek auch Motive, die aus der Religion stammen, etwa das Thema Paradies. Es gibt Planeten, die dem "Garten Eden" ähneln. Die Menschen müssen sich um gar nichts kümmern, sie werden mit allem versorgt. Aber es stellt sich schnell die Frage, ob das den Menschen auf Dauer zufrieden stellt.

Frage: Wie sind Sie auf die Idee gekommen ein Buch über Star Trek und dann noch in Verbindung mit Religion zu schreiben?

Nieser: Ich hatte immer schon Lust, etwas zu schreiben, aber die Idee dazu kam vom Bonifatius Verlag. Der hat jetzt eine neue Buchreihe gestartet unter dem Titel "3x7 Zusagen des Glaubens". In dieser Reihe ist nun auch für Star-Trek-Fans etwas dabei.

Frage: Was kann man sich unter dem Buch vorstellen?

Nieser: Das Buch enthält 21 kurze Kapitel mit einer großen Bandbreite von Themen. Im Mittelpunkt stehen Episoden der Star-Trek-Serien, von denen ich erzähle. Mir ist wichtig zu betonen, dass das ganze vor allem unterhaltsam sein soll. Die Leute sollen Spaß beim Lesen haben, genau wie beim Anschauen der Serie.

Frage: Gibt es eine Botschaft, die Star Trek vermitteln will?

Nieser: Ja, ich finde schon: Star Trek führt vor Augen, dass der Mensch etwas Gutes ist und dass er etwas umsetzen kann, wenn er sich anstrengt und es will. Es gibt durchaus Berührungspunkte mit Aussagen des christlichen Glaubens, der ja sagt, dass der Mensch Gottes gute Schöpfung ist. In Star Trek wird Welt und Mensch zwar nie als Schöpfung gesehen, trotzdem gibt es da eine Gemeinsamkeit: Die Welt ist "an sich" gut. Natürlich gibt es immer Dinge, die verbessert werden müssen, aber es schlummert im Menschen das Potential, es besser zu machen.

Das Interview führte Hendrik Schmidts

Literaturhinweis:

Claudia Nieser: Beam mich hoch! Bonifatius-Verlag Paderborn 2014, 140 Seiten, durchgehend farbig illustriert, 13,90 € ISBN: 978-3-89710-575-1