Alt-Katholiken: Viele Kircheneintritte, kaum Wachstum
Das alt-katholische Bistum in Deutschland meldet für 2021 doppelt so viele Kircheneintritte wie im Jahr zuvor. Laut der am Dienstag veröffentlichten ersten Auswertung der Mitgliederstatistik ist die Mitgliederzahl dennoch nur leicht gestiegen. 386 Kircheneintritten stehen 164 Kirchenaustritte gegenüber. 131 Menschen wurden in der Kirche getauft, dem stehen 322 Bestattungen gegenüber. Auf der Grundlage der veröffentlichten Zahlen ergibt sich ein positives Saldo von 31 Mitgliedern. Insgesamt betrug die Zahl der Kirchenmitglieder zum 31. Dezember 2021 14.923 Personen.
Der Bischof des alt-katholischen Bistums Matthias Ring erklärte, dass die Austrittszahlen differenziert zu betrachten seien. Umstellungen im staatlichen Meldewesen hätten dazu geführt, dass dem Bistum von den Behörden Austritte gemeldet wurden, die zuvor nicht als Mitglieder in den Gemeindekarteien erfasst waren. Im Interview mit katholisch.de bezeichnete Ring in der vergangenen Woche die Beitrittszahlen im Vergleich zu den Kirchenaustritten bei den großen Kirchen als "geradezu lächerlich" und bedauerte, dass die meisten aus der Kirche in ein "kirchliches Niemandsland" austreten würden. Den gestiegenen Zustrom von ehemals römisch-katholischen Gläubigen sehe er als "Zwischenhoch", das auch wieder abebben werde.
Große Aufmerksamkeit durch prominenten Übertritt
Mit der Statistik wurden auch Zahlen zu weiteren Amtshandlungen veröffentlicht. Demnach gab es 2021 im Bistum 103 Erstkommunionen, 63 Firmungen sowie 50 Trauungen und zwei Segnungen von Lebenspartnerschaften. Im Herbst hatte die Bistumssynode entschieden, Segnungen und Trauungen gleichzustellen.
Zuletzt gelangte die alt-katholische Kirche durch den Rücktritt des römisch-katholischen Speyerer Generalvikars Andreas Sturm in die öffentliche Aufmerksamkeit. Sturm kündigte mit seinem Rücktritt an, künftig als Priester bei den Alt-Katholiken wirken zu wollen. Die alt-Katholische Kirche in Deutschland entstand in den 1870er Jahren in Abgrenzung zu den Beschlüssen des Ersten Vatikanischen Konzils (1869-1870) zur Unfehlbarkeit und zum Jurisdiktionsprimat des Papstes. Zum deutschen Bistum gehören 60 Pfarrgemeinden. Seit 2009 steht Matthias Ring dem Bistum als 10. Bischof vor. Die Kirchenordnung der alt-katholischen Kirche ist bischöflich-synodal. (fxn)