Hans Maier: Katholikentag hat weiter starkes Fundament

Trotz der anhaltend hohen Kirchenaustrittszahlen in Deutschland hat der Katholikentag nach Ansicht des katholischen Politikwissenschaftlers Hans Maier nach wie vor ein starkes Fundament. "Die starke Tendenz eines starken Laienkatholizismus ist geblieben und wird, glaube ich, den Rückgang und die Austrittswelle überstehen", sagte Maier am Dienstag im Podcast "Mit Herz und Haltung" der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen. Trotzdem sei die Austrittswelle "eine Anfechtung" und werde deshalb auch Thema des anstehenden Katholikentages sein, so der frühere CSU-Politiker."Wir sind heute in einer nachreligiösen Gesellschaft, aber nicht in einer irreligiösen Gesellschaft", sagte Maier. "Denn die christlichen Werte leben weiter, auch wenn ihre Herkunft und ihr theologisches Gewicht nicht mehr deutlich spürbar ist." Die christlichen Strukturen seien geblieben, auch wenn ihr Wert nicht mehr allgemein sichtbar sei. "Wir haben eine Schwebelage: Das Christentum ist noch fühlbar in seinen Strukturen, aber die personelle Aneignung und Füllung lässt zu wünschen übrig", so Maier weiter. Die größte Gruppe sei in Deutschland inzwischen die der Konfessionslosen, die aber nicht kämpferisch laizisitisch organisiert sei wie etwa in Frankreich. Auch hält es der Politikwissenschaftler nicht für ausgeschlossen, dass das "Pendel nach der anderen Richtung ausschlägt". Über eine gewisse Form des Säkularismus in der Gesellschaft sei er sogar froh, so Maier, da er das Erstarken extremer Religiösität mit Anspruch zum Gottesstaat in Europa zurückhalte.
Ab Mittwoch startet in Stuttgart der 102. Deutsche Katholikentag mit bis zu 30.000 Teilnehmenden. Veranstalter des fünftägigen Treffens mit rund 1.500 Veranstaltungen ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Hans Maier war ab 1970 für 17 Jahre Kultusminister für die CSU in Bayern sowie von 1976 bis 1988 ZdK-Präsident. (mfi/KNA)