Konstantin-Fresken in Vatikanischen Museen werden restauriert

Späte Hommage

Veröffentlicht am 14.12.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Kunst

Vatikanstadt ‐ Seit Ende 2014 werden die Konstantin-Fresken im Apostolischen Palast restauriert. Dabei geht es nicht nur um die Reinigung der Werke aus der Renaissance, sondern auch um spannende wissenschaftliche Erkenntnisse.

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Eigentlich war die Restaurierung der Konstantins-Fresken bereits für das Gedenkjahr 2012/13 geplant, als sich zum 1.700 Mal der Sieg des römischen Kaisers an der Milvischen Brücke und das Mailänder Edikt jährten. Aber erst jetzt beginnen die Arbeiten an den vier monumentalen Bildern des Saales in den Vatikanischen Museen, den manche zu den "Stanzen des Raffael" zählen. Nicht ganz zu recht - denn die künstlerische Ausgestaltung dieses Raumes nahmen erst dessen Schüler nach seinem Tod vor, vermutlich aber zum Teil nach Entwürfen des Meisters.

Freilich gehört die Sala di Costantino zu den Gemächern, die Papst Julius II. (1503-1513) und dessen Nachfolger im zweiten Stock des Apostolischen Palastes als Wohnsitz und zu Repräsentationszwecken nutzten. Die drei danebenliegenden "Stanzen" waren bereits in einem 30-jährigen Mammutprojekt zwischen 1982 bis 2012 vom Staub und Ruß der Zeiten gereinigt worden. Seither sind die "Schule von Athen", die "Bolsena-Messe", die "Disputa des Allerheiligsten Sakramentes" oder der "Borgo-Brand" wieder in leuchtenden und frischen Farben zu sehen.

Kaiser Konstantin
Bild: ©Septimus/Fotolia.com

Kaiser Konstantin

Jetzt werden in dem größten der vier Papsträume die Gerüste für die Restaurierung unter Leitung des zuständigen Museumsdirektors Arnold Nesselrath aufgebaut. Die Arbeiten beginnen im Februar an dem Fresko "Erscheinung des Kreuzes":

18 Monate haben die Restauratoren veranschlagt

Kaiser Konstantin sieht vor der Entscheidungsschlacht gegen seinen Rivalen Maxentius das Kreuzzeichen, mit dem er die Adler auf den Schildern seiner Soldaten ersetzt - ein Zeichen, unter dem er siegt. 18 Monate haben Nesselrath und seine Restauratoren für diese Arbeiten veranschlagt.

Etwas länger dürfte dann die Restaurierung der monumentalen "Schlacht an der Milvischen Brücke" in Anspruch nehmen, in der Konstantin 312 seinen Rivalen besiegt und damit den Weg des Christentums zur Staatsreligion im Römischen Reich ebnete. Als drittes Fresko folgt die "Taufe Konstantins", die der Kaiser durch Papst Silvester empfängt und die Raffaels Schüler im Baptisterium des Lateran verorten.

Es schließt sich das Bild von der "Schenkung Roms" an: Konstantin kniet vor Papst Silvester nieder und bietet ihm die Stadt Rom, durch eine goldene Statue symbolisiert, als Geschenk an. Diese Episode, die sich später als Legende herausstellte, wurde nachträglich als argumentative Grundlage für den Kirchenstaat und die weltliche Macht der Päpste angeführt. Die Szene wird in die Architektur der alten Vatikanbasilika verlegt, die kurze Zeit nach Fertigstellung des Freskos abgerissen wurde, um dem neuen Petersdom Platz zu machen.

Die Restaurierungsarbeiten an den Renaissance-Fresken gehen auch diesmal Hand in Hand mit einer wissenschaftlichen Untersuchung der Bilder und ihrer Entstehungsgeschichte. Bei der Arbeit in den benachbarten Stanzen hatte Nesselrath interessante Details zutage gefördert. Die Restauratoren entdeckten etwa Lanzeneinstiche in den Bildern, die noch vom "Sacco di Roma" 1527 herrührten. Damals stürmten Söldner Kaiser Karls V. den Papstpalast, aus dem Klemens VII. rechtzeitig in die Engelsburg flüchten konnte.

Die Restaurierungen sollen die Besichtigung der Vatikanischen Museen nicht beeinträchtigen. Die Besucher werden weiterhin nach einem Einbahnsystem über eine Außengang an den Stanzen vorbeigeführt und gehen dann im Konstantinsaal unter den Gerüsten hindurch. Von den fast sechs Millionen Museumsbesuchern jährlichen nimmt ein großer Teil auf dem Weg zur Sixtinischen Kapelle auch die Raffael-Stanzen mit. Aber auch bei der vorherigen Restaurierung, die vor dem Raffael-Jahr 1983 begann, hielten sich die Einschränkungen für die Besucher in Grenzen.

Von Johannes Schidelko (KNA)