Durch verstärkte Thematisierung im Religionsunterricht

Baden-Württembergs Kirchen wollen gegen Antisemitismus vorgehen

Veröffentlicht am 01.06.2022 um 11:56 Uhr – Lesedauer: 

Stuttgart ‐ Antisemitische Hetze und Gewalt nehmen in der Gesellschaft zu. Baden-Württembergs Kirchen und Religionsgemeinschaften wollen dem entgegenwirken und haben sich verpflichtet, im Religionsunterricht für Pluralität und gegen Diskriminierung einzustehen.

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Die Kirchen und Religionsgemeinschaften in Baden-Württemberg wollen im Religionsunterricht gemeinsam gegen Antisemitismus vorgehen. Am Mittwoch überreichten sie ein Papier an die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne), in dem sie sich verpflichten, "antisemitische Äußerungen und Handlungen zu thematisieren und allen antisemitischen Haltungen entschieden entgegenzutreten". Mit der Neuauflage der "Fellbacher Erklärung" sprachen sich die Kirchen und Religionsgemeinschaften für ein Klima des gegenseitigen Respekts, der Wertschätzung und des Zusammenhalts aus.

Das jetzt vorgelegte Papier beschreibt die weltanschauliche Pluralität der Gesellschaft als "Bereicherung und Verpflichtung zugleich". Die Gemeinschaften sehen sich demnach in der Pflicht, "den Zusammenhalt von Menschen unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher Weltanschauung wo immer möglich zu fördern und jedweder Form von Diskriminierung entgegenzuwirken". Gemeinsames Ziel sei deshalb, "die Vielfalt der Weltanschauungen und Glaubensrichtungen in Baden-Württemberg anzuerkennen und zu würdigen".

Antisemitismus keinen Platz in der Gesellschaft geben

Kultusministerin Schopper äußerte ihren Dank dafür, "dass Land und Kirchen sowie Religionsgemeinschaften sich gemeinsam für diesen Zusammenhalt engagieren und dessen wichtige Bedeutung so auch in unseren Schulen zusätzlich thematisieren". Die Erklärung mache deutlich, "dass Antisemitismus in unserer Gesellschaft keinen Platz hat". Von den Kirchen und Religionsgemeinschaften wurde zudem gemeinsam mit dem Kultusministerium und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Stuttgart der Wettbewerb "Abraham hat viele Kinder – Glaube verbindet" gestartet. Er richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab Klasse neun und ist mit Preisgeldern in Höhe von 21.000 Euro dotiert.

Die "Fellbacher Erklärung" wurde ursprünglich 2015 verfasst. Die Neuauflage hebt den Kampf gegen Antisemitismus als besondere Verpflichtung hervor. Zu ihren Unterzeichnern zählen die Erzdiözese Freiburg und die Diözese Rottenburg-Stuttgart, sowie die Evangelischen Landeskirchen von Württemberg und Baden. Neben dem traditionellen katholischen, evangelischen und jüdischen Religionsunterricht wird in Baden-Württemberg inzwischen auch alt-katholischer, syrisch-orthodoxer, alevitischer, orthodoxer und islamischer Religionsunterricht sunnitischer Prägung angeboten. (mfi)