Bischof Wilmer betont Recht der Ukrainer auf Notwehr
Mit Blick auf den Ukraine-Krieg hat der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer das "Recht auf Notwehr" betont. Aus kirchlicher Sicht gebe es zudem für Verantwortungsträger eine "Pflicht zur Verteidigung", sagte er im Interview der "Braunschweiger Zeitung" (Mittwoch). Zugleich gelte es, Maß zu halten beim Einsatz der Mittel. Dies müssten aber Sicherheits- und Militärexperten beurteilen.
"Die Fragestellung darf aber nicht lauten, wie wir den Krieg gewinnen", sagte Wilmer. Er leitet die Deutsche Kommission "Justitia et Pax", die sich mit Friedens- und Menschenrechtsfragen beschäftigt. "Sie muss lauten: Wie gewinnen wir den Frieden? Es braucht Verhandlungen, diplomatische Lösungen."
Der russische Präsident Wladimir Putin sorge "für ein Übermaß an Übel", so der Bischof weiter. "Was Putin in der Ukraine unternimmt, ist menschenverachtend. Es geht gegen die Botschaft der Bibel." Zu der den Ukrainern zugesagten Lieferung schwerer Waffen sagte Wilmer: "Versprechen sind einzuhalten."
"Vertrauen auch in unsere Militärexperten"
Mit Blick auf die Aufrüstung der Bundeswehr warnte der Bischof davor, in politische Lager zu verfallen. 100 Milliarden Euro seien zwar "eine gigantische Summe". Aber es gehe zunächst um eine ausreichende Ausrüstung und um eine Erneuerung des Bestandes. Notwendig sei hier ein "Vertrauen auch in unsere Militärexperten und -expertinnen". Zur Rolle der Kirche in dem Konflikt sagte der Bischof: "Sie ist Brückenbauerin zwischen unterschiedlichen Parteien." Es gelte gerade im Krieg, sich die Vorstellung vom Frieden zu bewahren.
Der Krieg wird Deutschland nach den Worten Wilmers noch heftiger erschüttern als bisher. "Wir werden jenseits von Europa eine schwere Hungerkrise bekommen – mit Folgen für Europa." Insbesondere Länder in Afrika würden wahrscheinlich in eine bittere Hungerkrise fallen. "Es werden noch mehr Menschen fliehen, es werden noch mehr Menschen vor den Toren Europas stehen. Es werden noch mehr Menschen in Schlauchbooten über das Mittelmeer flüchten", so der Bischof.
Angesichts dieser Entwicklung müssten die Deutschen ihre Mentalität ändern, forderte Wilmer. "Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Es wird zu viel Essen weggeworfen." Notwendig sei ein viel behutsamerer Umgang mit Ressourcen – vor allem mit Blick auf die Armut, die in Deutschland und "vor allem aber um uns herum steigen wird". Die Energie-Krise werde "massiv" die Augen dafür öffnen, dass "Fragen von Klima, Menschenrechten und Sicherheit direkt miteinander zu tun haben". (KNA)