Es geschehe dabei kein Identitätsverlust

Bischof Overbeck: Christen sollen "konfessionelle Ängste" überwinden

Veröffentlicht am 03.06.2022 um 11:12 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ Die Konfessionen sollten sich "nicht mehr als reine Gegenkulturen" verstehen, betont Bischof Franz-Josef Overbeck. Mehr ökumenisches Zusammenwirken sei "kein Relativismus, wie dogmatisierende Kritiker meinen".

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Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck ruft Christen auf, ihre "konfessionellen Ängste" und ihren "Partikularismus" zu überwinden. Die Konfessionen sollten sich "nicht mehr als reine Gegenkulturen" verstehen, sondern als ergänzend, sagt er laut Predigtmanuskript, das der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag vorlag, am Pfingstsonntag im Essener Dom.

"Immer mehr können wir Christen voneinander lernen, dass wir einander geben und voneinander empfangen", so Overbeck. Dabei gehe es um die Einsicht, dass das Wesentliche des von den Aposteln überlieferten Glaubens darin bestehe, aufeinander zuzugehen.

"Prinzip der gemeinsamen Wege"

Beim "Prinzip der gemeinsamen Wege" geschehe kein Identitätsverlust, betont Overbeck. "Das ist kein Relativismus, wie dogmatisierende Kritiker meinen, sondern Ausdruck tiefsten Vertrauens, dass der Heilige Geist hier wirkt". An Pfingsten begehen Christen das Fest des Heiligen Geistes. Der Bischof plädiert für eine "Kultur der Begleitung und des Dialogs, mit der wir nicht nur die anderen besser verstehen, sondern auch uns selber neu begreifen lernen".

Die Suche nach Einheit im Glauben stellt laut Overbeck "eine der großen Herausforderungen" dar. Denn Aufgabe aller Christen sei es, zu einem geschwisterlichen Zusammenleben auf der Erde und in der Menschheitsfamilie beizutragen, "gerade in Zeiten schlimmer Kriege und Auseinandersetzungen".

Persönlich könnten Christen verschiedener Bekenntnisse "konkrete Brücken des Zuhörens und der Freundschaft bauen", führt Overbeck aus. Die Mitglieder der verschiedenen Kirchen sollten noch öfter als bisher zum gemeinsamen Gebet zusammenkommen, bei dem das Wort Gottes in der Mitte stehe. "Warum sollte uns der Heilige Geist im Verstehen des Wortes Gottes nicht doch noch überraschen und zu neuen Einsichten führen?" Überdies sei der Dialog der Konfessionen notwendig, "um die noch bestehenden Unterschiede ernst zu nehmen und zugleich die theologische Arbeit daran als unverzichtbar anzusehen". (KNA)