Ex-Generalvikar Andreas Sturm wird Seelsorger in Süddeutschland
Der ehemalige Speyerer Generalvikar Andreas Sturm tritt seinen Dienst in der alt-katholischen Kirche zum 1. August an. Wie das Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland am Freitag mitteilte, wird Sturm als "Geistlicher im Auftrag" die Seelsorge in den Gemeinden Singen und Sauldorf in der Nähe des Bodensees übernehmen. Der zuvor römisch-katholische Priester hatte Mitte Mai angekündigt, als Generalvikar zurückzutreten und zur alt-katholischen Kirche überzutreten.
Gemäß der Synodal- und Gemeindeordnung des alt-katholischen Bistums kann der Bischof unter bestimmten Bedingungen Priesterinnen und Priester aus einer anderen Kirche probeweise zum hauptberuflichen Dienst zulassen, die zunächst den Titel "Geistlicher im Auftrag" führen. Vor einer Übernahme aus diesem Probedienst in den regulären Dienst müssen die übernommenen Geistlichen ein Master-Studium der alt-katholischen Theologie absolvieren. Die alt-katholische Kirche steht zwar mit der römisch-katholischen Kirche nicht in Kirchengemeinschaft, erkennt jedoch die Gültigkeit der römisch-katholischen Weihen an.
Ökumenische Vereinbarungen zur Übernahme von Geistlichen
Zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und dem alt-katholischen Bistum gibt es seit 1999 Regelungen für die Übernahme von Geistlichen einer der beiden Kirchen in den Dienst der anderen. Darin heißt es, dass ein Übertritt zwar das zwischenkirchliche Verhältnis belasten könne, aus Achtung vor der Gewissensentscheidung des einzelnen Gläubigen aber respektiert werden müsse. Die beiden Kirchen verpflichten sich unter anderem darauf, übergetretene Geistliche nicht in ihrem bisherigen regionalen Tätigkeitsbereich einzusetzen. Sturms neuer Einsatzbereich liegt auf dem Gebiet des römisch-katholischen Erzbistums Freiburg.
Sturm war 20 Jahre lang Pfarrer im Bistum Speyer und wirkte neben der Gemeindeseelsorge unter anderem als Referent für Ministrantenpastoral, Geistlicher Leiter der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) und als Diözesanpräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Vor seiner Berufung zum Generalvikar war er Pfarrer und Dekan in der Saarpfalz.
Die Alt-Katholische Kirche in Deutschland entstand in den 1870er Jahren in Abgrenzung zu den Beschlüssen des Ersten Vatikanischen Konzils (1869-1870) zur Unfehlbarkeit und zum Jurisdiktionsprimat des Papstes. Zum deutschen Bistum gehören knapp 15.000 Mitglieder in 60 Pfarrgemeinden. Ein regionaler Schwerpunkt der Verteilung der Alt-Katholiken liegt auf dem Gebiet des ehemaligen Bistums Konstanz. Die Kirchenordnung der alt-katholischen Kirche ist bischöflich-synodal. In den letzten Jahren erlebt die Kirche mit mehreren Hunderten Beitritten pro Jahr einen großen Zustrom an Mitgliedern, die zuvor zur römisch-katholischen Kirche gehörten. Bei der Bistumssynode im vergangenen Jahr äußerte sich Bischof Matthias Ring mit Sorge über den Zustand der römisch-katholischen Kirche. "Einige sprechen von einer Implosion, mir kam immer wieder der Begriff der Kernschmelze in den Sinn", so Ring. (fxn)