Katholische Verlage sehen die Zukunft gelassen

Antworten auf spirituelle Sehnsüchte

Veröffentlicht am 13.10.2012 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Zwei Frauen unterhalten sich über ein Buch. Im Vordergrund religiöse Bücher
Bild: © KNA
Frankfurter Buchmesse

Frankfurt ‐ Frankfurt, Messehalle 3, Gang H: Auf der größten Bücherschau der Welt präsentieren sich Deutschlands katholische Verlage vom 10. bis 14. Oktober an gewohnter Stelle und mit dem üblichen Gleichmut. "Das letzte Geschäftsjahr war kein tolles, und auch das nächste wird nicht großartig. Aber das gilt für die gesamte Branche", berichtet Konrad Höß, Geschäftsführer des Katholischen Medienverbands (KM).

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Mit 400 Quadratmetern bietet der Verband einen der größten Messestände in Frankfurt. 36 katholische Verlage haben sich im KM zusammengeschlossen - von Giganten wie Weltbild und Herder bis zu Kloster-Unternehmen wie dem eos-Verlag oder dem Vier-Türme-Verlag.

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sieht den Marktanteil religiöser und spiritueller Bücher stabil bei rund fünf Prozent. "Allerdings sind da die Übergänge zwischen christlichen Inhalten und anderen Religionen fließend", so Höß. Besonders die fernöstliche Spiritualität zieht einen festen Kundenstamm an. "Die Sinnsuche der Menschen ist ungebrochen, aber viele wollen sich dabei nicht festlegen. Bei ihnen steht dann der Dalai Lama neben Anselm Grün im Regal."

Einen deutlichen Trend macht der Experte aber doch aus: Die Esoterik, die vor 20 Jahren den religiösen Verlagen auf der Frankfurter Messe noch den Rang abzulaufen drohte, verliere weiter an Bedeutung. "Der Wert der Tradition ist wieder wichtiger geworden. Es macht einen Unterschied, ob ich ein 800 Jahre altes Meditationsgebet lese oder die Welterklärungen selbsternannter Gurus." Hier könnten gerade katholische Verlage mit dem Traditionsreichtum der Kirche Akzente setzen. Etwa der Beuroner Kunstverlag, der die Schriften Hildegard von Bingens neu herausbringt - die Ordensfrau wurde erst kürzlich von Papst Benedikt XVI. zur Kirchenlehrerin erhoben.

Nicht nur fromme Literatur

Dennoch: Nur wenige Häuser konzentrieren sich allein auf katholische Inhalte oder fromme Erbauungsliteratur, so wie der Augsburger Sankt Ulrich Verlag oder Media Maria, die allerdings gut damit fahren. "Die meisten Unternehmen haben ein breites Angebot von explizit christlich bis hin zu Lebensratgebern und Geschenkbüchern", sagt der KM-Vorsitzende Rolf Pitsch. Besonders die Ordensverlage gelten als Spezialisten für Antworten auf die spirituellen Sehnsüchte der Zeit. Den katholischen Verlagen attestiert er die Fähigkeit, auch junge Zielgruppen zu erschließen. Das gelte ebenso für den in 35 Sprachen übersetzten Jugendkatechismus "Youcat" wie für die religiöse Bildung in Kindergärten.

Eine Stärke des katholischen Verlagswesens ist dabei sicherlich die breitgefächerte Eigentümerstruktur. Von den knapp 40 Unternehmen gehört jeweils etwa ein Drittel den Bistümern, den Orden sowie Privatleuten. Der Trend zur Digitalisierung spielt für sie - wie auch für die säkularen Verlage - bisher nicht die wichtige Rolle, die Fachleute noch vor ein paar Jahren erwarteten: "Nur fünf Prozent aller verkauften Bücher sind derzeit E-Books", weiß Pitsch. Lediglich im Segment Belletristik seien es bis zu 15 Prozent. Womöglich ist damit bald eine Sättigung erreicht, die bei den Hörbüchern bereits absehbar ist.

Die "Schreibmaschine Gottes"

Und die Superstars im katholischen Buchwesen? Es gibt sie. Der Benediktinerpater Anselm Grün gehört natürlich dazu. Er publiziert sowohl bei Herder wie im klostereigenen Vier-Türme-Verlag und dem Kreuz Verlag. 15 Millionen Bücher hat er weltweit an den Mann - und öfter noch an die Frau gebracht. Mancher Händler spricht witzelnd von der "Schreibmaschine Gottes". Doch Konrad Höß ist sich sicher: Mehr Ausgaben als der Papst setzt der fleißige Pater derzeit nicht um. "Benedikt XVI. ist auch auf dem englischsprachigen Markt gut vertreten, Grün noch nicht."

Beim Flaggschiff der katholischen Buchunternehmer, dem Freiburger Verlag Herder, herrscht Vorfreude auf das Erscheinen des dritten Jesus-Bandes von Benedikt XVI. Rechtzeitig vor Weihnachten will das traditionsreiche Haus damit auf dem Markt sein. Der eigentliche Superstar aber bleibt ein anderes Buch: "Kein Titel wird häufiger verkauft als die Bibel, die man natürlich heute auch schon als App fürs iPhone bekommt", erzählt Höß. "Wer an dem Buch die Rechte hat, hat ausgesorgt."

Von Christoph Schmidt (KNA)