Streit um Schmähplastik "Judensau" in Wittenberg geht weiter
Der Streit um eine judenfeindliche Schmähplastik in Wittenberg geht weiter. Nach der Niederlage vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe werde der Kläger Dietrich Düllmann jetzt vor das Bundesverfassungsgericht ziehen, sagte sein Rechtsanwalt Hubertus Benecke am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Kläger, Mitglied einer jüdischen Gemeinde, verlangt die Abnahme des Sandsteinreliefs aus dem 13. Jahrhundert, weil er dadurch das Judentum und sich selbst diffamiert sieht.
Das Relief aus dem Jahr 1290 zeigt in vier Metern Höhe eine Sau, an deren Zitzen zwei Menschen trinken, die Juden darstellen sollen. Ein Rabbiner blickt dem Tier unter den Schwanz und in den After. Im Judentum gilt ein Schwein als unrein. Die "Judensau" gehört deshalb nach Ansicht des Klägers in ein Museum.
Verunglimpfung beseitigt
Am 14. Juni hatte der BGH ebenso wie die Vorinstanzen entschieden, dass das Sandsteinrelief weiter an der Stadtkirche der Lutherstadt bleiben darf (Az.: VI ZR 172/20). Isoliert betrachtet verhöhne und verunglimpfe das Relief zwar das Judentum als Ganzes. Dieser rechtsverletzende Zustand sei durch die beklagte Kirche jedoch durch das Anbringen einer Bodenplatte und eines Aufstellers mit der Aufschrift "Mahnmal an der Stadtkirche Wittenberg" beseitigt worden.
Immer wieder gibt es Diskussionen über antijüdische Darstellungen in und an Kirchengebäuden. Im Januar einigte man sich in Regensburg auf eine Beibehaltung der "Judensau"-Darstellung am dortigen Dom, während eine neue Informationstafel die Schmähskulptur besser einordnen soll. Auch eine mittelalterliche antijüdische Statue im Bamberger Dom bleibt am Ort und wird mit Informationsmaterial in ihren historischen und kulturellen Kontext eingeordnet. (tmg/epd)